Geschichten von der Strasse

Testfahrt nach Österreich

Da steh ich also… und der Plan steht auch noch heute in Kempten anzukommen. Es ist kurz nach 9 Uhr, der Schnee fliegt mir um die Ohren, in meinen Ohren noch Kai’s Spruch: „Ich brauche kein Schild!“ Soweit –  so gut! Der Spot in Hamburg-Stellingen gen Süden versprach jedoch  mehr als er hielt. Nach 50 min Wartezeit erkannte ich das sinnlose Unterfangen mein Glück dort weiter zu strapazieren. Sollte hier heute also nicht so sein. Also auf auf quer durch Hamburg zu der klassischen Abschussrampe gen Süden. Stillhorn. Nachdem ich 60 Sekunden die Stillhorner Raststättenidylle genoss, war es dann auch genug und ich konnte mit dem ersten Lift bis nach Kassel fahren. Weiterlesen

Trainingslager: Von Hamburg nach Dänemark

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Es ist 16.00 Uhr, der Feierabendverkehr rollt an mir vorbei, als ich mich an der Abfahrt Quickborn bei Hamburg an eine Bushaltestelle postiere. Im Gepäck neben dem Rucksack der Falk-Euroatlas „1:70.000“, ein Edding und eine große Pappe. Schnell bastele ich daraus das Schild. „A7 Nord“ steht darauf – ich will zügig auf die Autobahn und daher jeden potentiellen Lift ansprechen.

Keine drei Minuten stehe ich, da stoppt mit quietschenden Bremsen ein großer LKW. Ich renne zur Tür und klettere hoch zum Führerstand. „Wohin soll es denn gehen, Richtung Süden?“ Ups. Meine Schrift ist manchmal krakelig, aber Süd? Nein, leider nicht. Aber danke!

Zwei Minuten später, mittlerweile hat sich die Sonne aus den Wolken getraut und hellt die Asphaltszenerie auf, stoppt der nächste Wagen. Ein kleiner Kombi ist es diesmal. „Wo soll es denn hingehen?“, fragt der Fahrer mich. „Nach Dänemark, aber bis zum nächsten Rasthof wäre schon klasse!“. Und schon sitze ich im Wagen, denn mein Lift ist auf dem Weg nach Kiel. Jeden Tag pendelt er von dort in einen Hamburger Vorort, wo er sich selbständig gemacht hat. Wir reden über Gott und die Welt, zunächst im weiteren Sinne, schließlich wörtlich. So sehr sind wir im Gespräch, dass wir die Raststätte vor dem Abzweig nach Kiel erst viel zu spät bemerken. Mein Lift bietet mir an, mich kurzerhand bis zum nächsten Rasthof zu fahren. 40 km weiter und, ausweislich seiner Beschilderung, der „letzte vor der Bundesgrenze“. Es ist „Hüttener Berge“, schon nördlich des Nord-Ostseekanals.

Ich bekomme vom Lift noch eine Broschüre über seine Gemeinde in die Hand gedrückt, bedanke mich vielmals und betrete den Parkplatz. An der Ecke steht eine Gruppe Holländer, die gerade Pause machen. Schnell kommen wir ins Gespräch – sie sind auf dem Weg zur Arbeit in Nordjütland. Leider ist ihr Wagen schon voll, aber sie wünschen mir viel Erfolg. Danke, der kann nicht schaden.

In der Abendsonne schreibe ich schnell ein neues Schild, drauf ein dickes „DK“ im Kreis, und stelle mich an das Ende des Parkplatzes. Wenig ist los hier, vielleicht zwei Autos pro Minute fahren vorbei. Aber davon so einige aus Dänemark. Ist gerade kein Auto in Sicht, genieße ich die letzten Strahlen der Nachmittagssonne. Plötzlich hält ein dänischer Kleinwagen. „Bis kurz vor die Grenze könnte ich dich mitnehmen. Aber da ist keine Raststätte, nur ein großer Supermarkt mit vielen Dänen.“ Ich lehne dankend ab, denn mit Abstechern von der Autobahn habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Am besten ist es fast immer, nur von Raststätte zu Raststätte zu trampen. Nachdem der Däne allein weiterfährt, kommen über eine Viertelstunde lang nur betont desinteressiert blickende Autofahrer an mir vorbei. Vielleicht ist es doch besser, es einmal mit Ansprechen direkt an der Zapfsäule zu probieren?

Schon auf dem Weg dorthin hält wieder ein dänisches Auto. Der Fahrer will nach Hadersleben, eine Stadt zwischen Flensburg und Kolding. Klar, kurz vor Hadersleben ist noch eine Raststätte, ich steige ein. Die folgenden 50 Minuten unterhalten wir uns über die Situation im Grenzland, über das Zusammenwachsen Europas und den harten Winter. Der blieb, Überraschung!, auch in Dänemark nicht aus. Wo wir schon vom Wetter sprechen, meldet das sich kurz vor Hadersleben auch zurück. Leichter Nieselregen schlägt gegen die Scheibe.

Am Rasthof Hadersleben ist es (noch) trocken, dafür fast menschenleer. Eine Familie aus Deutschland tankt gerade, hat aber auch den letzten Kubikzentimeter in ihrem Auto mit Koffern gefüllt. Am kleinen Parkplatz fährt ein LKW an. Ich laufe hin, recke meinen Daumen in die Luft. Zumindest bis Kolding, wo die Autobahn nach Esbjerg abzweigt, möchte ich kommen. „OK“ lautet die knappe Antwort des Truckers.

Fast majestätisch scheint der LKW über die Autobahn zu gleiten. Wir fahren Tempo 80, aber aus der hohen Führerkabine wirkt alles doch sehr anders, als man es im kleinen PKW gewohnt ist. Mein Lift holt derweil sein Funkgerät raus und tauscht mit seinen Kollegen den neuesten Truckerklatsch aus. Still sitze ich daneben auf dem gut gefederten Sitz und verstehe kein Wort. So schaue ich lieber aus dem Fenster und sehe Südjütland mit seiner etwas eintönigen platten Landschaft kurz vor dem Regen vorbeiziehen.

Auf der Autobahn stellt sich schnell heraus, dass mein Lift gar nicht nach Esbjerg möchte, sondern an einen kleinen Ferienort an der Nordseeküste. Das trifft sich gut, ich nämlich auch. Und tatsächlich, sein Ziel ist gleich der Nachbarort. Was für ein Zufall! Der Fahrer macht hier in der Gegend seit Jahren immer um die Osterzeit Urlaub. Wir unterhalten uns über das Bildungssystem in Deutschland bis hin zum Urlaubmachen in Dänemark. Am Ende bietet der Lift mir auch noch an, mich bis direkt ans Ziel zu fahren. Klar, danke! Ich steige aus, es ist 19.30 und die Sonne scheint in ihren letzten Zügen. Ich bin an der Nordsee in Dänemark, 350 km von Hamburg entfernt und dreieinhalb Stunden voller Erlebnisse reicher.

„Trainingslager“ im Baltikum

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Fürwahr, die 370km von Riga nach Klaipeda hatten wir maßlos unterschätzt. Es galt, lediglich einen längeren Abschnitt Landstraße zu befahren, um dann möglichst schnell auf die lithauische A1 zwischen Vilnius und Klaipeda zu gelangen und um 1 Uhr morgens die Fähre Kiel zu nehmen.

Start also um 11h in Riga, geschätzte Ankunft Klaipeda 18h. Zu Fuß und mit dem Bus machen wir uns auf den Weg zum Trampspot in die Rigaer Vorstadt. Weiterlesen

Trainingslager, Part I

Vergangenes Wochenende ging es für einige Tage in die Schweiz auf den Berner Hausberg – das Gurtenfestival lud ein zum Depotbechersammeln für Viva con Agua Schweiz!

Noch wenige Wochen bis zum Tramprennen, ca. 1000km Hin- und Rückweg boten sich als optimales Trainigslager geradezu an. Spät gegen 15 Uhr starteten wir unsere Tour von Hildesheim aus und hatten eigentlich vor, die letzte Band noch mitanschauen zu können und uns ein wenig im Schwiizer Dütsch zu akklimatisieren. Bis 20 Uhr lief die Fahrt reibungslos, ein Plattenhändler aus Hannover und die Fahrt in einem nagelneuen VW direkt aus dem Lager ließen uns guter Dinge sein, die letzte Fahrt auf der Seilbahn hoch auf den Berg noch mitnehmen zu können.

Vor allem unser VW-Fahrer Ercem („Von Beruf bin ich Sohn“) hatte es uns angetan; ausgestattet mit Fischerhut und Sonnenbrille bekamen wir sein Gesicht während der ganzen Fahrt nicht ein einziges Mal komplett zu sehen, seine herzliche Ader aber dennoch zu spüren. Während wir während eines Zwischenstopps damit beschäftigt waren, die Salzstangen außerhalb des neuen Autos zu essen, machte sich unser Ercem auf den Weg in den Dschungel parkender LKW’s auf die Suche nach einem türkischen Trucker, der Richtung Schweizer Grenze fuhr. Das wir uns mittlerweile nicht mal mehr selbst um unsere Mitfahrgelegenheit kümmern mussten, war neu..

Hat leider nicht ganz geklappt und so fanden wir uns wenig später an der Raststelle Wetterau kurz vor Frankfurt wieder, zusammen mit einem Zimmermann auf der Walz und einem anderen Tramper..aber auch hier dauerte es nicht lange und wir saßen im Auto eines Vertreters von Druckersoftware mit interessanten Rucksackreisegeschichten aus Indien. Bereits auf der A5 neigte sich der Tag langsam dem Ende, noch gut 300km bis Bern, da sammelte uns ein Jurastudent im ersten Semester ein und nahm uns erneut einige Kilometer mit. Leider einige Kilometer zuviel…

Statt uns direkt an der Autobahnrastelle abzusetzen, fanden wir uns letztlich auf dem Autohof des wunderschönen Ortes Achern wieder, außer der feiernden Dorfjugend war hier leider nicht viel Verkehr..150km vor Bern war also gegen 23.30 fürs erste Schluss. Ohne Zelt und auch sonst eher spärlich ausgestattet ließen wir es uns zwischen diversen LKWs auf dem Truckerrastplatz gut gehen und wurden gegen 5Uhr morgens freundlich von einem orkanartigen Regenschauer geweckt. Völlig übermüdet und recht kraftlos hieß es also mit Tankstellenfrühstück (2 trockene Brötchen mit Käse zum Sonderpreis von 2,99€ + Kaugummi um den Pappgeschmack im Mund loszuwerden) auf den nächsten Lift zu warten.

Gegen 7 waren wir zurück auf der A5 Richtung Freiburg, Basel und Bern. Das es ausgerechnet ein Holländer war, dem wir schließlich unsere Fahrt direkt bis Bern zu verdanken haben, ist umso verwunderlicher!

Denn die Autos mit den gelben Kennzeichen sind dafür berühmt, selbst für einen 1-Wochenurlaub das Auto bis in den letzten Winkel mit Gegenständen vollzustopfen, die man überlicherweise nichtmal im eigenen Haushalt braucht.

gegen 11 Uhr hatten wir es dann also geschafft!Oben auf dem Berg wurden wir von der restlichen VcA-Truppe empfangen und die nächsten 3 Tage hieß es trotz Sprachbarriere den ein oder anderen Depotbecher für sauberes Trinkwasser zu sammeln!

Die Rückfahrt war mit einem 4km-Marsch durch Zürich im Regen, einem 35km-Stau von Frankfurt nach Würzburg und einer schlaflosen Nacht am Bremer Hauptbahnhof dann eher nicht so feierlich, aber trotzdem wieder mal eine Erfahrung wert.

2 New Yorker auf Europareise, ein Mechanker aus dem bayrischen Wald und ein Bremer Unternehmensberater ließen die kommenden Stunden wie im Flug vergehen und waren voller guter Geschichten!

Die halbe Nacht hab ich dann auch noch die Urlaubsfotos von einem Mallorca-Urlauber angucken dürfen, der mir beim Burger King am Bremer Hauptbahnhof über den Weg gelaufen ist („Ey voll geil, Malle ey!7 Tage nur gesoffen, bin voll fertich ey!Aber die ham da jetzt Schweinegrippe und so, weißt!Ey da hab ich ne Storri, da kackste dir in die Hosen, ma wirklich ey!Aber guck ma hier, Mickie Krause live, da hinten siehst du seinen Schatten!“).

Für Unterhaltung war also gesorgt, bis ich um 6 Uhr morgens im Auto eines Ingenieurs von Biogasanlagen nach Hamburg saß. Mit der S-Bahn gings dann von Harburg nach Stellingen an die Autobahnauffahrt und keine 5 Minuten später war ich rechtzeitig zum CAUntdown-Festival Richtung Kiel unterwegs – im Equipmenttruck von Fettes Brot!

Direkt auf dem Festivalgelände ausgestiegen und das nächste Event für sauberes Trinkwasser konnte beginnen!

In diesem Sinne in Vorfreude auf das Tramprennen,

Jakobus & Malte

Was bisher geschah

Hallo Zusammen!

Knapp eine Woche ist mittlerweile vergangen und wir haben bereits die dritte Etappe hinter uns gelassen. Was die 55 Teams seit ihrem Start erlebt in Bayreuth, Dresden, Kopenhagen, Ghent und Leipzig unterwegs erlebt haben, lässt sich sicherlich hier Kurzform kaum in Worte fassen – weshalb ich es auch gar nicht erst versuche. Allgemeiner Stand der Dinge: Es geht uns allen blendend, wir haben einen Haufen netter Menschen getroffen und genießen das Rennen in vollen Zügen! Das ein oder andere Team musste es sich nachts schon unter Autobahnbrücken gemütlich machen, während andere das Feierabendbier und einen Sprung in den See am Zielort genießen konnten. Trampen und Steckenbleiben – auch das gehört zu den Spielregeln .

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Der Liveticker fällt leider immer mal wieder aus, dafür wollen wir uns an dieser Stelle entschuldigen. Die Testphase war wohl einfach nicht lang genug. Es kann immer mal wieder vorkommen, dass über einen Zeitraum keine Nachrichten eintreffen. Vielen Dank an Ansgar an dieser Stelle, der den Ticker immer wieder von Hamburg aus resetted und das Rennen auch für alle Daheimgebliebenen sichtbar macht.

Obwohl beim Rennen eigentlich nur die Etappenziele festgelegt sind, haben es einige Teams der Leipzig und Bert Routen doch geschafft, den Rennrahmen zu sprengen. Grund: Vergessene Reisepässe und launische Grenzposten beim Eintritt in die Ukraine. So haben sich spontan 6 Teams auf den Weg nach Kosice in der Slowakei gemacht, statt sich mit ihren Routen im ukrainischen Lviv zu treffen. Alle nehmens gelassen – und die Grenzschalter an der Ukraine haben jetzt den einen oder anderen „No Borders – Hitchhiking“ Sticker mehr auf der Fensterscheibe und Klodeckeln kleben. Wir von der Bayreuth Route haben die vergangene Etappe in Stare Hamry, einem 100-Leute-Dorf an der Grenze zur Slowakei verbracht und wohl selten soviel Glück mit den Dorfbewohnern gehabt. Der Fußballplatz wurde kurzerhand für 3 Tage in Beschlage genommen, den Kiddies Jonglieren und Kicken beigebracht und der naheliegende See auf Badetauglichkeit geprüft. Unser unerwarteter Besuch wurde reich beschenkt. Am ersten Tag eine Katze (wir nannten sie M.Katze), am zweiten Tag kamen die Kinder mit einem Blech voll Kuchen ums Eck. Am Starttag für die dritte Etappe verabschiedete uns das ganze Dorf mit Sprechchören und Applaus vom Balkon aus in die Slowakei. Starey Hamry, wir haben es sehr genossen.

Die meiste Zeit sind wir auf Landstraßen unterwegs. Zum einen sind das Panorama der tschechischen und slowakischen Tatra und die vielen grünen Felder und Nadelwälder eine reine Augenweide. Zum anderen ist es noch immer der schönste Moment, grölend und winkend aus dem Auto an Teams am Straßenrand vorbeizuziehen. Das Team Big Toe und We are still wild Animals winken meist, während 404:Not found oder die Trampcard 100 meist dumm aus der Wäschen schauen. Auch Geheimfavorit Pony und Kleid enttäuscht bislang. Generation Victory macht seinem Team alle Ehre und ist auf dem besten Weg, den Titel des „Best male Team“ das zweite Mal in Folge (wenn auch in veränderter Konstellation) an sich zu reißen. Was soll ich noch sagen?Guckt euch die Bilder an, lest den Liveticker und schaut mal aufs Ranking – so langsam zeichnet sich eine Favoritengruppe ab!
Beste Grüße aus Kosice!

Malte