Als Ennio Morricone und das Tramprennen sich ganz nah waren
Am vergangenen Montag ist Ennio Morricone, der wohl berühmteste Filmmusik-Komponist der Welt, im Alter von 91 Jahren gestorben. Von ihm stammt neben zahlreichen anderen Filmthemen das Mundharmonika-Solo aus „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ein ganz großer also, der 2007 einen Oscar für sein Lebenswerk erhielt.
Was hat dieser Weltstar mit dem Tramprennen zu schaffen?
Wir schauen zurück ins Jahr 2010, als sich etwa 75 mehr oder weniger junge, verrückte Menschen per Anhalter auf den Weg von Hamburg nach Vama Veche in Rumänien machte. Der Sommer war heiß, die Straßen glühten und mittendrin war das Team Piggeldy und Frederick aus Eisenach. Die beiden Tramp-Anfänger konnten zwar gut reden, mit dem Trampen lief es zunächst jedoch eher schleppend.
Nach dem sie das Ziel der ersten Etappe als vorletzte mit dem Einbruch der Dunkelheit erreichten so gerade noch vor dem Erfolgsteam Biber und Nacken erreichten, startete die zweite Etappe von Heidelberg nach Traunstein ebenfalls suboptimal. Viel Zeit und mehrere Autos benötigten die beiden, um bei sengender Hitze auf einem Autobahnparkplatz an der A6 zu landen. Tramperfahrene Menschen wissen gleich, das ist kein gutes Omen, die beiden waren jedoch optimistisch, denn sofort kamen drei junge, motivierte Menschen auf sie zu. Freudestrahlend erwarteten sie ein Mitnahmeangebot, doch daraus wurde nichts: „Autobahnpolizei Stuttgart. Wir sagen es ihnen gleich, wir suchen Waffen und Drogen“. Verdattert antworteten die beiden Tramper: „Ähhhm, wir sind bei einem Tramprennen, wir sammeln nebenbei Spenden für Viva con Agua und wir wollen doch eigentlich nur ganz friedlich nach Traunstein kommen“. Die naiv-liebevolle Art kam bei den hochmotivierten Gesetzeshüter_innen gar nicht gut an: „Wenn sie auch nur irgendwelche Drogen bei sich haben, ist dieses Rennen jetzt und hier beendet und sie fahren mit uns nach Stuttgart“. Plötzlich erkannten die beiden den Ernst der Lage, alle betäubungsmittelähnlichen Gegenstände wurden geistesgegenwärtig im Brennnesselstrauch entsorgt (was die spätere Suchaktion verunmöglichte) und trotz allergrößter Sorgfalt konnten die drei nichts Verdächtiges bei ihnen finden. Schwein gehabt, das erste Tramprennen-Abenteuer der beiden konnte weitergehen.
Wirklich schnell ging es zwar wieder nicht vorwärts, aber Auto für Auto näherten sie sich der A8 südöstlich von München. Als sie dort endlich an einem Rasthof ankamen, wartete schon die Dunkelheit, doch an Aufgeben dachte keiner. Mit der Gitarre versuchte Toffer alias Piggeldy sein Glück an der Auffahrt und es dauerte keine 5 Minuten, da erbarmte sich doch tatsächlich eine junge Frau im schicken Auto, um die beiden mitzunehmen.
Was sie dazu veranlasste? Das sagte uns Anita Gebharter später im Inter view für unser „Grenzenlos – A hitchhiking guide to planet Tramprennen“ – Magazin. „Die beiden haben mich direkt an meinen Sohn erinnert und außerdem so lieb und wohlerzogen aus der Wäsche geschaut.“ Ihr erster Gedanke war allerdings ein anderer: „Hoffen riechen die gut! Das war bei den beiden Gott sei Dank der Fall. Gefühlt haben Tramper oft einen strengen Geruch.“
Für die beiden Tramper gabs nicht nur einen Lift Richtung Ziel, sondern auch noch eine super spannende Geschichte: Annita kam nämlich gerade aus München, wo sie besagten Ennio Morricone persönlich getroffen hatte, um ihn für ein Projekt der von ihr geleiteten Stiftung „Wings for Life“ zu gewinnen. Erst der große Italiener, jetzt das Team Piggeldy und Frederick. Was für ein Tag für Annita, die direkt vom Rennfieber gepackt wurde, einen Umweg machte und die beiden direkt am Zielort ablieferte: „Ich fand das Konzept des Tramprennens so spannend und die beiden waren super höflich und nett. Ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht, sie an der Autobahn wieder ‚auszusetzen‘.“