Tr- Adventskalender #14
Ho,ho,ho- Los gehts! Die Weihnachtszeit rückt näher und wir wollen euch etwas ganz besonderes präsentieren: Den ersten Adventskalender auf tramprennen.org. Jeden Tag bis Weihnachten (oder auch daüber hinaus..) gibt es für euch eine Geschichte von unserer allerallerersten Tramperfahrung! Viel Spaß mit den Geschichten und wir freuen uns riesig über weitere “Mein-erstes-Mal”-Geschichten für den Adventskalender. Schickt Eure einfach an gro.nennerpmartnull@ofni. Whoop,Whoop!
#14: Julia
Damals, als ich noch jung und unschuldig war, unerfahren und naive könnte man fast sagen, stand ich in Christchurch, Neuseeland am Rande einer Straße.
Eine Freundin, nennen wir sie Jasmin (sie heißt in der Tat so), und ich wollten von der Ost- zur Westküste der Südinsel gelangen und waren einerseits zu geizig für den Bus und andererseits relativ abenteuerlustig. Und so standen wir nun an der Straße die über die Berge Richtung Westküste führte mit einem liebevoll gestalteten Plakat auf dem mit Blümchen verziert „Grey Mouth“ stand (Name der Stadt spiegelt die Landschaftsarchitektur des Ortes recht gut wieder).
Jasmin und ich hatten abgesprochen, dass wir, bevor wir in ein Auto steigen, uns vorher heimlich und stumm verständigen, ob wir uns beide bei dem Lift wohlfühlen.
Nach recht kurzer Zeit hielt ein schwarzes Auto mit abgedunkelten Fensterscheiben. Aus dem Wagen stieg ein Mann mittleren Alters, der mit nur wenigen Worten den Kofferraum öffnete und unsere Rucksäcke in diesen verlud. Mit Angst in den Augen und unsicherem Lächeln starrten Jasmin und ich uns an und verstanden uns direkt – beide fühlten wir uns nicht wohl bei dem Lift, waren aber zu perplex und verunsichert, um etwas zu sagen. So stiegen wir also in das Auto und los ging die Fahrt.
Zunächst wurde wenig gesagt. Der Mann am Steuer versuchte Smalltalk zu machen und Jasmin und ich, verängstigt wie wir waren, antworteten mit knappen Sätzen während wir hofften, dass unsere Stimmen nicht zu zittrig klangen. Um die erdrückende Stille zu brechen, fragte ich, was es denn mit den ungewöhnlich vielen Knöpfen am Armaturenbrett auf sich hatte. Da knackte das Radio und ein unverständlicher Funkspruch wurde durchgegeben. Unser Fahrer, der natürlich alles verstanden hatte, nahm sein Funkgerät zur Hand und antwortete.
Es stellte sich heraus, dass wir in einem Auto der Zivilpolizei saßen und unser netter Fahrer in gefährlicher Mission gegen das berüchtigte Rauschmittel „Gras“ war. Vor einigen Wochen hatte er den Man, der die gesamte Westküste mit der Droge belieferte, geschnappt.
Dies erkläre einiges! Auch das kleine Dorf, in dem wir an der Westküste lebten, hatte Probleme an Grasnachschub zu kommen. War Marihuana normaler Weise eine soziale Droge, die im Kreise von Freunden auf Partys und unter dem Motto „puff puff pass“ konsumiert wurde; horteten die Leute nun ihre Vorräte und rauchten ihre Sportzigaretten heimlich hinterm Haus um nicht teilen zu müssen.
Unser Fahrer erklärte, er wäre nun unterwegs um Investigationen durchzuführen. Jasmin und ich fühlten uns wie Tim und Struppi (in diesem Senario wäre Jasmin natürlich Struppi), wie zwei der drei Fragezeichen, wie Miss Marpel und Hercule Poirot. Die Angst schwang so gleich in begieriges Interesse um. Als wir dann auch noch Polizeiradio hören durften und uns Verbrecheranekdoten erzählt wurden, fühlten wir uns mega, ultra, hyper cool und wir warteten nur drauf unseren Freunden von unserem Abendteuer zu erzählen.
Sicher und froh kamen wir an der Westküste an, unser erster Versuch zu trampen war ein voller Erfolg. Die Arbeit unseres Fahrers führte in unserem Heimat-Dorf jedoch nicht zu so strahlenden Gesichtern wie bei uns. Sie führte viel mehr dazu, dass viele durch Not und Verzweiflung zu „legalen Drogen“ griffen. Kurz gesagt, sie konsumierten Stoffe, die noch nicht verboten waren oder verkauft werden durften, weil eindeutig drauf stand „not for human consumption“. Das Rauchen dieser Badezusätze und Duftstäbchen führte wiederum zu neuen naiven und abenteuerlichen Anekdoten im Dorf, aber dies ist eine andere Geschichte…