TR-Adventskalender #1

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Ho,ho,ho- Los gehts! Die Weihnachtszeit rückt näher und wir wollen euch etwas ganz besonderes präsentieren: Den ersten Adventskalender auf tramprennen.org. Jeden Tag bis Weihnachten (oder auch daüber hinaus..) gibt es für euch eine Geschichte von unserer allerallerersten Tramperfahrung! Viel Spaß mit den Geschichten und wir freuen uns riesig über weitere „Mein-erstes-Mal“-Geschichten für den Adventskalender. Schickt Eure einfach an gro.nennerpmartnull@ofni. Whoop,Whoop!

#1 – Franzi

Wenn ich an meine erste Tramp-Erfahrung denke, frage ich mich ernsthaft, warum ich das jetzt noch mache! Es ist so ziemlich alles schief gegangen, was schief gehen konnte.

Noch nie zuvor stand ich am Straßenrand mit ausgestrecktem Daumen, mit der Absicht von irgendjemand fremden mitgenommen zu werden. Fortbewegungsmittel waren stets Bus, Bahn, das Auto von Freunden oder Eltern, das übliche eben.

Gereizt hat es mich eine ganze Zeit lang. Warnende und beängstigende Kommentare, wie gefährlich das alles doch sei (meist natürlich von Leuten, die es nie selbst ausprobiert hatten), haben mich aber immer davon abgehalten. Nach langem hin und her stand meine Entscheidung für den Sommer 2015 dann aber doch:

Tramprennen! Auf nach Albanien, zu zweit mit einem Typen, den ich vorher noch nie getroffen habe! – Grundtenor meiner Freunde: Bist du wahnsinnig? Kannst du dich verteidigen? – Meiner Familie hab ich erst gar nichts erzählt.

Und los, juhuuu!

Zugelost auf die Schatterinchen-Route hieß es den Weg von Wien nach Osijek, einer kleineren Stadt in Ostkroatien, so schnell wie möglich per Anhalter zu bewältigen. „Kann doch nicht so schwer sein!“-dachte ich mir und machte mich super motiviert mit meinem Tramppartner, den ich am Vorabend kennen gelernt hatte, auf den Weg Richtung Trampspot-irgendwie mit der Bahn zur Autobahn. Von Hitchwiki oder anderen raffinierten Helferleins noch nie was gehört, keinen Atlas am Start – perfekt vorbereitet! Aber in meinem Optimismus konnte mich niemand stoppen.
Laut der anderen konnte man wohl auf zwei Wegen nach Kroatien kommen: Über Graz oder über Budapest. Nicht wirklich einig, überließen wir es dem Fahrenden unseres ersten Liftes, in welche Richtung er uns mitnimmt – Graz hieß es nach einer Stunde warten. 600 statt 400 km – egal, das wird schon!

An der ersten Raststätte fanden wir schnell einen Polen, der uns ein ganzes Stück weiter mitnehmen wollte. Der Fahrer des Autos hinter ihm war wohl anderer Meinung und fuhr ihm nach 10 Metern ein bisschen zu nah auf – Knall! – Mist. Aussteigen und einen neuen Lift suchen oder auf die Polizei warten? Dem Fahrer war es lieber, dass wir verschwinden. Also fuhren wir nach kurzer Frage-Session weiter Richtung Graz.

Nach ein paar längeren Pausen an Österreichs wunderschönen Raststätten strandeten wir mit 5 weiteren Trampern schließlich 18 Uhr an einer Raststätte kurz vor Maribor in Slowenien – weit und breit kein Auto zu sehen, hunderte Kilometer weit weg vom Etappenziel, hungrig – Schlafplatzsuche! Nicht angekommen? Kann ja mal passieren. Wenigstens waren wir nicht allein.

Ein netter Slovene bat uns an, unser Zelt in seinem Garten aufzuschlagen und uns die Nacht mit einer sympathischen Truppe von (hunderten?) Nachtschnecken um die Ohren zu schlagen, versorgte uns aber noch mit hauseigenem Wein. Hvala! J

Nächster Morgen: Motiviert as f***! Auf nach Osijek! Den ersten Dämpfer gab es wenig später an einer Raststätte kurz vor Zagreb, an der nach 2 Stunden der einzige Fahrer, der nicht Richtung kroatische Adriaküste sondern in den Osten fuhr, erst gegen 3 Uhr nachts aufbrechen wollte.

Stimmungstief:

// Warum zur Hölle trampen Menschen? Was ist bitte so geil daran nichts von den Ländern zu sehen aber stattdessen Tage an stinkenden Raststätten zu verbringen und zunehmend verzweifelt Leute an zu betteln? Seid ihr bekloppt? Ich will nicht mehr. Ich brauch Schoki!\\

Ein netter Busfahrer, der uns wohl eine Zeit lang beobachtet hatte, bot uns an uns mit ins Zentrum zu nehmen. „Bloß weg“ dachten wir uns und stimmten zu, „vielleicht ergeben sich da ja noch andere Möglichkeiten…“ Um uns davon zu überzeugen, dass Kroaten auch ganz nett sein können, gab er uns einen Kaffee aus und plauderte ein bisschen mit uns.

Überraschung: Aus dem Zentrum einer größeren Stadt herauszutrampen ist in etwa so unmöglich, wie … nein mir fällt gerade kein passender Vergleich ein. Es war hoffnungslos. Zeit das Internet auf seine Klugheit zu prüfen! Tada – Hitchwiki! Es gibt eine Seite allein übers Trampen? Verrückt! Sogar mit einem Beitrag, welcher Spot am besten geeignet ist, um von Zagreb nach Osijek zu kommen. Eine Wartezeit von 10 Minuten wurde angegeben, um zur 10 km entfernten Mautstelle zu gelangen. Ja perfekt – und los!

Wartezeit? Fragt nicht! Mehrmaliger Spotwechsel: Ampel – Tankstelle – Ampel. Weiteres Stimmungstief! Es wollte oder konnte uns einfach niemand mitnehmen.
Mit einbrechender Dunkelheit hatten wir uns, verzweifelt wie wir waren, dazu entschlossen die 10 km zur Mautstation einfach zu laufen – großartige Idee – bis sich der letzte Fahrer der Raststätte doch noch von mir überzeugen ließ , uns auf seinem Weg nach Slavonski Brod mitzunehmen beziehungsweise ihn vom einschlafen abzuhalten.

An der Raststätte vor Slavonski Brod war dann an diesem Tag Schluss. Zwar fragten wir die ganze Nacht hindurch Leute, ob sie uns mitnehmen könnten. Doch es war sinnlos. Am nächsten Tag sollte es schon weiter nach Serbien gehen. Also meldeten wir uns bei den restlichen Schnatterinchens ab, versuchten zu schlafen, kauften uns eine Karte (wie schlau!) und hofften am nächsten Tag mehr Glück zu haben.

Auf der ersten Etappe am zweiten Tag nicht am Ziel anzukommen ist vor uns wohl in 8 Jahren Tramprennen auch noch niemanden passiert, wie uns 2 Wochen später am Ufer des albanischen Shkodra-Sees erzählt wurde.

Jep, wir haben es doch noch irgendwie geschafft. Wir hatten mit großartigen Leuten an wunderschönen Orten die tollste Zeit verbracht, die man sich hätte vorstellen können.
Und jep, ich trampe immer noch (wenn irgend möglich), denn es ist die tollste Möglichkeit, um von A nach B zu kommen und dabei stets für einen kleinen Augenbick in das Leben von interessanten Menschen einzutauchen.