TR-Adventskalender #2

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Ho,ho,ho- Los gehts! Die Weihnachtszeit rückt näher und wir wollen euch etwas ganz besonderes präsentieren: Den ersten Adventskalender auf tramprennen.org. Jeden Tag bis Weihnachten (oder auch daüber hinaus..) gibt es für euch eine Geschichte von unserer allerallerersten Tramperfahrung! Viel Spaß mit den Geschichten und wir freuen uns riesig über weitere “Mein-erstes-Mal”-Geschichten für den Adventskalender. Schickt Eure einfach an gro.nennerpmart@ofni. Whoop,Whoop!

#2 Mossa Nova

Mossa Nova oder wie ich gelernt habe das Trampen zu lieben.

Ah, ich schmecke ihn. Den aufgewirbelten Dreck von all den Autos die vorbeirauschen. Da hängen wir an einer Tankstelle in den Niederlanden, irgendwo hinter der deutschen Grenze, und es war wieder einer von diesen Tagen: Die langen anstrengenden, aber nicht wegen körperlicher Anstrengung sondern eher aus mentaler Erschöpfung. Höchstwahrscheinlich trägt meine Begleitschaft eine nicht verschweigbare Teilschuld. Ein Holländer brachte uns her und gegen den Willen der restlichen Insassen des Mini-Vans, konnte er seine deutsch-holländische Schlageraffinität wohl nicht unterdrücken.

Des Weiteren bin ich mit einem Hünen unterwegs. Zur einen Hälfte wie ein 12-jähriges Kind und zur anderen wie ein launischer Bär, kombiniert mit einem IQ von 120. Man könnte sagen er ist wie eine Kiste Dünger: fruchtbare Erde für die größten Tage deines Lebens, aber vermischt mit den falschen Zutaten und Umständen kann er jederzeit hochgehen. Wir nennen ihn den letzten Luden.

Zurück zur Tankstelle. Lieber würde ich euch erzählen, dass wir dort nur rumstehen, um unser Auto vollzutanken. Aber leider haben wir eine Mission. Die Mission in Breda anzukommen, eine kleine niederländische Stadt 200 Kilometer von hier. Prima und da ist er, der Sonnenuntergang. Okay jetzt nicht ausrasten, aber wir müssen uns ’n bisschen beeilen. Ein kleines Lächeln. Der oberste Knopf am Hemd wird zugemacht. Ich wisch mir die Schmiere aus dem Gesicht. “ Hallo Sir, can I ask you a question?”. Ein Gesicht ohne Regung. “Maybe you drive in the direction of Eindhoven and we can join you for this distance” Da war es, die Reaktion die ich von vornherein schon vermisst hatte: Bloße Angst. Ein heftiges Kopfschütteln war die Antwort. Aber nicht eine Silbe.

Warum mach ich das nochmal? Acht Mal hintereinander abgeblitzt werden an einer Tankstelle, wo du sowieso nur jede viertel Stunde jemanden zu Gesicht bekommst. Das ist Scheiße. Ich fühle mich eh schon wie ein Insekt, ein Blutsauger, einer der nur den Vorteil sucht, den er aus rechtschaffenen und ehrbaren Mitbürgern ziehen kann. Wie kann ich es wagen, sie aus ihrer kleinen Inkognito-Blase holen zu wollen.

Meistens krieg ich eh die selbe Reaktion. Einen Schritt zurück, den Mund halb offen, um eine schnelle und kurze Antwort geben zu können und die Augen gehen musternd von oben nach unten, damit man ihn sich ein mal anschaut diesen Alien, der oder das KEIN AUTO HAT!?!?!? Ein paar waren ganz nett, aber nicht nett genug, nichts desto trotz muss ich sie erwähnen, ansonsten hätte ich ein schlechtes Gewissen und ich würde alle meine Hitchhike-Karma-Punkte verlieren.

Und dann fängt es an. Ein kleines murmeln wird lauter und lauter. Ein Schrei dringt zu meinem Ohr. Oh ne, nicht jetzt. Die Bombe geht hoch. Aber warte, der ist nicht am Heulen, nein der jubelt. Ein Ruck geht durch meinen Körper. “Was’n los???” Ich schreie mit der gebrochenen unsicheren Stimme eines postpubertären Nachzüglers und warte nur auf das eine kleine Zeichen. Daumen hoch oder Daumen runter?

Und ich muss sagen ich liebe die kleine Wurst, die da auf seinem Faustballen sitzt und auch deutlich nach oben zeigt.

Wir holen die Taschen, unsere Mini-Melonen, die Gitarre, ich klebe meinen falschen Schnauzer wieder an und wir rennen los, als hätte die Mama zu Mittag gerufen. Und ich wusste es. Da ist er wieder.

Der gute alte Trampgeist (wie von Kampfgeist, bloß mit Tramp, T-R-A-M-P, so wie Autostop oder Hitchhike… verstehste, verstehste?)