Still sitze ich in Vlora. Zweitgrößte Stadt Albaniens, kaum zwei Stunden da, total entspannt, mit einem großen Problem. Aber der Reihe nach.
Es ist ein schöner, sonniger Tag, es ist Tramptag beim Tramprennen. Vom etwas verträumten Küstenort Herceg Novi in Montenegro soll es in den als geradezu mondän beschriebenen Hafenort Vlora nach Albanien gehen. Unter den Menschen, die ich am Morgen noch sehe, scheinen die am besten informiert, die den Namen mal gegoogelt hatten. Mit Hilfe des Ortsregisters ganz hinten im Atlas finden wir planquadratgenau die Lage unseres Ziels heraus.
Die ersten Kilometer aus Herceg Novi heraus sind Business-As-Usual, nach der kurzen Nacht wird getrampt wie im Schlaf. Pappe und Daumen prangen im Blickfeld der vorbeiziehenden Autofahrer. Eine wilde Mischung aus hochglänzend gewaschenen Protzkarren, rußenden LKW und altersschwachen Rostlauben zischt vorbei, bis wir endlich das Rennen aufnehmen können. Wenig später legt eine Fähre an der Bucht von Kotor ab. Ganz gemächlich setzt der Kahn über, leicht salzige Seeluft umströmt während der kurzen Fahrt meine Nase auf dem Oberdeck. Entspannung macht sich breit, und auch die Weiterfahrt ist längst gesichert. Ein netter Mittvierziger muss einige Kilometer in den Süden, Richtung Grenze. Das Ziel passt. Das Schiff legt an, wir steigen ein.
Lange dauert die Fahrt im klimatisierten Kombi nicht. Unser Begleiter muss abbiegen von der Hauptstraße, die Wege trennen sich. Knallend schlägt eine Welle heißer Luft beim Aussteigen in den heruntergekühlten Wagen. Der Blick fällt auf eine Kreuzung im Nirgendwo. Zwar stehen hinter jeder der vier Ecken kleine Häuser, doch schon Wegweiser scheinen nicht zur Grundausstattung dieser Gegend zu gehören. Meinen Rucksack stelle ich neben ein ausladendes Tor. Die repräsentative Wirkung der Pforte kommt nicht wirklich zur Geltung, eine schief umherhängende Hälfte schleift auf dem Asphalt. Nur dann und wann ergänzen fahrende Autos zur brütend heiße Szenerie. Auch nachdem wir mit geschickten Herleitungen unseren Ort auf der Karte im Atlas bestimmen konnten, fühle ich mich nicht gut an diesem Ort, an dem Wagen aus der Vorfahrtstraße sich langsam in die Kreuzung hineintasten, während sie am Vorfahrt-achten-Schild mit Vollgas vorbeibrettern. Radarfallen müssen die Autofahrer nicht fürchten, denn Kennzeichen haben die Karren hier ebenso wenig wie andernorts Fahrräder.
Ich fühle mich von vorbeigehenden Menschen misstrauisch beäugt. Sie schauen drein, als hätten sie noch nie so etwas wie Tramper gesehen und würden mir auch nicht viel mehr Vertrauen entgegenbringen wollen, als ich es gerade ihnen gebe. Ich möchte nur noch weg. Jedes aus der Ferne nahende Autobrummen lässt mich träumen von einem Lift. Wohin? Wer? Egal. Nur nicht der Fahrer des Wagens, der beim Rangieren in seiner hausbreiten Ausfahrt ganz langsam meinen Rucksack überfährt. Der laut aufheulende Motor beim wortlosen Verpissen ist für mich das letzte Signal: Wir schleppen unser Zeug einige Minuten die leichte Steigung hinauf bis weit hinter den Ortsausgang, umgeben vom fruchtigen Geruch des ausgelaufenen Aprikosenshampoos, das mit dem zerdrückten Ladegerät eine Melange besonderer Art eingeht.
Schließlich stoppt ein Mercedes aus dem Kosovo. Wortkarg steigen wir ein, wortkarg kurven wir über die schreibtischbreite Schotterpiste, die der Atlas als Nationalstraße klassifiziert. Richtung Albanien. Der Motor arbeitet sich mühsam kreischend an den Steigungen ab, die Lenkung tut ihre Pflicht bei schnellen Ausweichmanövern vor dem Gegenverkehr. Die Grenze ist kein Hindernis, unser Fahrer kennt jeden Beamten bestens, nach kurzer Zeit öffnet sich der Schlagbaum. Wir sind in Albanien. Ich fühle mich mulmig. Sehr mulmig. Aber ich will auch ans Ziel, nach Vlore.
Die Hauptstraße, an der wir herausgelassen werden, ist gut befahren. Lange müssen wir nicht warten, schon hält ein Kieslaster. Wir klettern die Stufen zum Führerhäuschen hoch, öffnen die klapprige Tür, zeigen unseren Atlas, flink huschen die Finger über die Karte. Der Lastzug steht mitten auf der Fahrbahn, die Autos ziehen links über die Gegenseite und rechts über unseren Parkplatz vorbei. Der Fahrer kann kein Wort Englisch, Deutsch sowieso nicht, aber die Karte genügt. Der Daumen geht hoch, wir wuchten das Gepäck in die Kabine und machen es uns gemütlich, während der Motor das tonnenschwere Gespann in Bewegung setzt.
Entspannung macht sich wieder breit. Ich trohne über der Straße, der Fahrtwind erfrischt. Wir wissen nicht, wo es hingeht, aber es gibt wieder Schilder. Was wir sehen, passt zum Weg. Links und rechts der Route wechseln sich Bauruinen ab mit achtlos entsorgten Autowracks und fabelhaften Ansichten.
Erst, als der LKW langsam wieder herunterbremst, steigt meine Anspannung wieder. Der Puls geht hoch, als ich sehe, dass wir mitten auf einer Schnellstraße stehen, die im autobahnähnlichen Tempo befahren wird. Doch es hilft nichts, wir können uns mit dem Fahrer ja schlecht verständigen. Auf der Beifahrerseite hüpfe ich hinunter, hinter eine Leitplanke, die als Zwischenstation für das heruntergewuchtete Gepäck dient. Eine geradezu aberwitzig schmale Haltebucht ist zur Station für den nächsten Lift auserkoren. Und das Angebot nimmt an – ein 12 Meter langer Bus, der die Bucht ignoriert und kurzerhand auf der Fahrbahn hält. Drin sitzen Fahrgäste, es ist ein ganz gewöhnlicher Linienbus. Von ganz hinten klettert ein junger Mann, vielleicht Anfang 20, nach vorn und dolmetscht. Der Busfahrer will uns gratis mitnehmen. Bis in die nächste Stadt. Das ist nicht ganz auf dem Weg, aber… wir steigen ein. Unser dolmetschender Weggenosse ist Student. Nach dem Abschluss will er ins Ausland. Viel erzählt er uns über Lebenschancen und Risiken in seiner Heimat, lange erzählen wir über Lebenschancen und Risiken in Deutschland. Nach der Ankunft des Busses will er uns noch eben den Weg zum Trampspot für die letzten 100 Kilometer nach Vlora zeigen. Doch, so meint er, sei das eigentlich ein sinnloses Unterfangen. Es gebe keinen guten Ort zum Halten. Besser sei es doch, wir würden einfach weiter Bus fahren. Dass wir beim Tramprennen für den Transport kein Geld ausgeben sollen, wie wir schon vorher erzählten – hmm, das sei doch kein Problem. Er werde die Bustickets zahlen!
Mühsam bringen wir ihn noch auf dem Weg zum Bankautomaten von seinem Plan ab. Aber die Busidee hat sich ins Hirn gepackt. Die Karte im Atlas ist hier völlig unbrauchbar, die Straßen wirken chaotisch, zuviel ist schon passiert. Wir werden zum Busbahnhof Richtung Vlore gebracht, zahlen 12 Euro für die Tickets auf den kleinen Wechselteller und sitzen 10 Minuten später in einem Kleinsprinter. Die Sonne geht unter, es wird dunkler, die Uhr zeigt bald 8. Zum ersten Mal kann ich an diesem Tag etwas entspannen, mein Körper schafft es in den Sekundenschlaf. Gefühlte vier Stunden, tatsächlich kaum 90 Minuten, später, steige ich aus. Vlora.
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Es ist nur ein kurzer Fußmarsch zu unserem Treffpunkt, einem nun in Dunkeln liegenden Denkmal. An seinem Rand sitzen schon eine Handvoll anderer Tramper. Drei Teams schafften es vor uns hierher, die anderen spuken noch durch das abendliche Albanien. So versammelt erzählen wir uns von den Ereignissen des Tages, alle hier haben viel zu sagen. Der Mund wird trocken, ich brauche neues Wasser. Doch – ich finde mein Portemonnaie nicht. Gar nichts. Ich muss es im Bus liegenlassen haben.
Meine Gelassenheit verwundert mich. Albanien, ich bin da ohne Geld, ohne Karten, ohne Personalausweis, ohne Sprachkenntnisse und hänge gut gelaunt am noch vom Tag gut aufgeheizten Denkmal. Unfassbar.
Epilog: Von den anderen Trampern kann ich mir etwas Geld leihen. Am nächsten Tag komme ich mit einem jungen Albaner über eine komische Mischung aus Englisch, Spanisch und Deutsch ins Gespräch. Er will mir helfen. Wir fahren durch halb Vlora, faszinierend ist die Vielfalt der Bushaltestellen, an jeder Station steigt er aus und fragt, ob jemand mein Portemonnaie gefunden hätte. Ich wundere mich derweil, wie der Wagen zu einem – amerikanischen Kennzeichen kommt.
Das Portemonnaie tauchte nie wieder auf. Mit der Karte, die drin steckte und die ich erst mit etwas Verzögerungen sperren konnte, wurde kein Unsinn angestellt.
WO GEHT`S HIN 2014? #3 – Korabgebirge
/in News, Tramprennen 2014, Wo geht´s hin 2014?2764 Meter. So hoch ist der höchste Berg im Korabgebirge. Das mit 40km Länge recht kleine Gebirge hat aber schon allerhand gesehen. Noch vor einigen Jahren verliefen hier Frontlinien zwischen Armeen und Separatisten, heute verlaufen hier Wanderrouten und Skipisten. Der „Golem Korab“ bzw. „Maja e Korabit“ ist der höchste Gipfel von Albanien und gleichzeitig auch von Mazedonien, die Grenze verläuft direkt dort oben. Für das Tramprennen ist auch die Gegend des Korabgebirges wieder etwas Neues. Straßen, die noch nicht von uns befahren wurden, Grenzstationen, die wir noch nicht kennen und Orte, deren Namen wir nie gehört haben.
Unterwegs auf dem Balkan
/in Unterwegsvon Ole
Was sollte ich von so einem Tag halten? Ich wusste es am Abend selbst nicht.
Still sitze ich in Vlora. Zweitgrößte Stadt Albaniens, kaum zwei Stunden da, total entspannt, mit einem großen Problem. Aber der Reihe nach.
Es ist ein schöner, sonniger Tag, es ist Tramptag beim Tramprennen. Vom etwas verträumten Küstenort Herceg Novi in Montenegro soll es in den als geradezu mondän beschriebenen Hafenort Vlora nach Albanien gehen. Unter den Menschen, die ich am Morgen noch sehe, scheinen die am besten informiert, die den Namen mal gegoogelt hatten. Mit Hilfe des Ortsregisters ganz hinten im Atlas finden wir planquadratgenau die Lage unseres Ziels heraus.
Die ersten Kilometer aus Herceg Novi heraus sind Business-As-Usual, nach der kurzen Nacht wird getrampt wie im Schlaf. Pappe und Daumen prangen im Blickfeld der vorbeiziehenden Autofahrer. Eine wilde Mischung aus hochglänzend gewaschenen Protzkarren, rußenden LKW und altersschwachen Rostlauben zischt vorbei, bis wir endlich das Rennen aufnehmen können. Wenig später legt eine Fähre an der Bucht von Kotor ab. Ganz gemächlich setzt der Kahn über, leicht salzige Seeluft umströmt während der kurzen Fahrt meine Nase auf dem Oberdeck. Entspannung macht sich breit, und auch die Weiterfahrt ist längst gesichert. Ein netter Mittvierziger muss einige Kilometer in den Süden, Richtung Grenze. Das Ziel passt. Das Schiff legt an, wir steigen ein.
Lange dauert die Fahrt im klimatisierten Kombi nicht. Unser Begleiter muss abbiegen von der Hauptstraße, die Wege trennen sich. Knallend schlägt eine Welle heißer Luft beim Aussteigen in den heruntergekühlten Wagen. Der Blick fällt auf eine Kreuzung im Nirgendwo. Zwar stehen hinter jeder der vier Ecken kleine Häuser, doch schon Wegweiser scheinen nicht zur Grundausstattung dieser Gegend zu gehören. Meinen Rucksack stelle ich neben ein ausladendes Tor. Die repräsentative Wirkung der Pforte kommt nicht wirklich zur Geltung, eine schief umherhängende Hälfte schleift auf dem Asphalt. Nur dann und wann ergänzen fahrende Autos zur brütend heiße Szenerie. Auch nachdem wir mit geschickten Herleitungen unseren Ort auf der Karte im Atlas bestimmen konnten, fühle ich mich nicht gut an diesem Ort, an dem Wagen aus der Vorfahrtstraße sich langsam in die Kreuzung hineintasten, während sie am Vorfahrt-achten-Schild mit Vollgas vorbeibrettern. Radarfallen müssen die Autofahrer nicht fürchten, denn Kennzeichen haben die Karren hier ebenso wenig wie andernorts Fahrräder.
Ich fühle mich von vorbeigehenden Menschen misstrauisch beäugt. Sie schauen drein, als hätten sie noch nie so etwas wie Tramper gesehen und würden mir auch nicht viel mehr Vertrauen entgegenbringen wollen, als ich es gerade ihnen gebe. Ich möchte nur noch weg. Jedes aus der Ferne nahende Autobrummen lässt mich träumen von einem Lift. Wohin? Wer? Egal. Nur nicht der Fahrer des Wagens, der beim Rangieren in seiner hausbreiten Ausfahrt ganz langsam meinen Rucksack überfährt. Der laut aufheulende Motor beim wortlosen Verpissen ist für mich das letzte Signal: Wir schleppen unser Zeug einige Minuten die leichte Steigung hinauf bis weit hinter den Ortsausgang, umgeben vom fruchtigen Geruch des ausgelaufenen Aprikosenshampoos, das mit dem zerdrückten Ladegerät eine Melange besonderer Art eingeht.
Schließlich stoppt ein Mercedes aus dem Kosovo. Wortkarg steigen wir ein, wortkarg kurven wir über die schreibtischbreite Schotterpiste, die der Atlas als Nationalstraße klassifiziert. Richtung Albanien. Der Motor arbeitet sich mühsam kreischend an den Steigungen ab, die Lenkung tut ihre Pflicht bei schnellen Ausweichmanövern vor dem Gegenverkehr. Die Grenze ist kein Hindernis, unser Fahrer kennt jeden Beamten bestens, nach kurzer Zeit öffnet sich der Schlagbaum. Wir sind in Albanien. Ich fühle mich mulmig. Sehr mulmig. Aber ich will auch ans Ziel, nach Vlore.
Die Hauptstraße, an der wir herausgelassen werden, ist gut befahren. Lange müssen wir nicht warten, schon hält ein Kieslaster. Wir klettern die Stufen zum Führerhäuschen hoch, öffnen die klapprige Tür, zeigen unseren Atlas, flink huschen die Finger über die Karte. Der Lastzug steht mitten auf der Fahrbahn, die Autos ziehen links über die Gegenseite und rechts über unseren Parkplatz vorbei. Der Fahrer kann kein Wort Englisch, Deutsch sowieso nicht, aber die Karte genügt. Der Daumen geht hoch, wir wuchten das Gepäck in die Kabine und machen es uns gemütlich, während der Motor das tonnenschwere Gespann in Bewegung setzt.
Entspannung macht sich wieder breit. Ich trohne über der Straße, der Fahrtwind erfrischt. Wir wissen nicht, wo es hingeht, aber es gibt wieder Schilder. Was wir sehen, passt zum Weg. Links und rechts der Route wechseln sich Bauruinen ab mit achtlos entsorgten Autowracks und fabelhaften Ansichten.
Erst, als der LKW langsam wieder herunterbremst, steigt meine Anspannung wieder. Der Puls geht hoch, als ich sehe, dass wir mitten auf einer Schnellstraße stehen, die im autobahnähnlichen Tempo befahren wird. Doch es hilft nichts, wir können uns mit dem Fahrer ja schlecht verständigen. Auf der Beifahrerseite hüpfe ich hinunter, hinter eine Leitplanke, die als Zwischenstation für das heruntergewuchtete Gepäck dient. Eine geradezu aberwitzig schmale Haltebucht ist zur Station für den nächsten Lift auserkoren. Und das Angebot nimmt an – ein 12 Meter langer Bus, der die Bucht ignoriert und kurzerhand auf der Fahrbahn hält. Drin sitzen Fahrgäste, es ist ein ganz gewöhnlicher Linienbus. Von ganz hinten klettert ein junger Mann, vielleicht Anfang 20, nach vorn und dolmetscht. Der Busfahrer will uns gratis mitnehmen. Bis in die nächste Stadt. Das ist nicht ganz auf dem Weg, aber… wir steigen ein. Unser dolmetschender Weggenosse ist Student. Nach dem Abschluss will er ins Ausland. Viel erzählt er uns über Lebenschancen und Risiken in seiner Heimat, lange erzählen wir über Lebenschancen und Risiken in Deutschland. Nach der Ankunft des Busses will er uns noch eben den Weg zum Trampspot für die letzten 100 Kilometer nach Vlora zeigen. Doch, so meint er, sei das eigentlich ein sinnloses Unterfangen. Es gebe keinen guten Ort zum Halten. Besser sei es doch, wir würden einfach weiter Bus fahren. Dass wir beim Tramprennen für den Transport kein Geld ausgeben sollen, wie wir schon vorher erzählten – hmm, das sei doch kein Problem. Er werde die Bustickets zahlen!
Mühsam bringen wir ihn noch auf dem Weg zum Bankautomaten von seinem Plan ab. Aber die Busidee hat sich ins Hirn gepackt. Die Karte im Atlas ist hier völlig unbrauchbar, die Straßen wirken chaotisch, zuviel ist schon passiert. Wir werden zum Busbahnhof Richtung Vlore gebracht, zahlen 12 Euro für die Tickets auf den kleinen Wechselteller und sitzen 10 Minuten später in einem Kleinsprinter. Die Sonne geht unter, es wird dunkler, die Uhr zeigt bald 8. Zum ersten Mal kann ich an diesem Tag etwas entspannen, mein Körper schafft es in den Sekundenschlaf. Gefühlte vier Stunden, tatsächlich kaum 90 Minuten, später, steige ich aus. Vlora.
Es ist nur ein kurzer Fußmarsch zu unserem Treffpunkt, einem nun in Dunkeln liegenden Denkmal. An seinem Rand sitzen schon eine Handvoll anderer Tramper. Drei Teams schafften es vor uns hierher, die anderen spuken noch durch das abendliche Albanien. So versammelt erzählen wir uns von den Ereignissen des Tages, alle hier haben viel zu sagen. Der Mund wird trocken, ich brauche neues Wasser. Doch – ich finde mein Portemonnaie nicht. Gar nichts. Ich muss es im Bus liegenlassen haben.
Meine Gelassenheit verwundert mich. Albanien, ich bin da ohne Geld, ohne Karten, ohne Personalausweis, ohne Sprachkenntnisse und hänge gut gelaunt am noch vom Tag gut aufgeheizten Denkmal. Unfassbar.
Epilog: Von den anderen Trampern kann ich mir etwas Geld leihen. Am nächsten Tag komme ich mit einem jungen Albaner über eine komische Mischung aus Englisch, Spanisch und Deutsch ins Gespräch. Er will mir helfen. Wir fahren durch halb Vlora, faszinierend ist die Vielfalt der Bushaltestellen, an jeder Station steigt er aus und fragt, ob jemand mein Portemonnaie gefunden hätte. Ich wundere mich derweil, wie der Wagen zu einem – amerikanischen Kennzeichen kommt.
Das Portemonnaie tauchte nie wieder auf. Mit der Karte, die drin steckte und die ich erst mit etwas Verzögerungen sperren konnte, wurde kein Unsinn angestellt.
WO GEHT`S HIN 2014? #2 – Untersteiermark
/in News, Tramprennen 2014, Wo geht´s hin 2014?Heute präsentieren wir euch aus unsere Reihe „Wo geht´s hin 2014“ die zweite Region, die beim Tramprennen 2014 per Anhalter unsicher gemacht wird! Nämlich die UNTERSTEIERMARK!
Wie ist es möglich, dass ein Gebiet mit einem so österreichisch klingenden Namen slowenisch ist?! O-ooo, die Geschichte des ‚Herzogtums Steiermark’, von dessen Namen die Untersteiermark allerhöchstwahrscheinlich abstammt, wäre wohl ein bisschen zu lang, um auszuformulieren – die ältesten gefundenen Spuren von Menschen sind welche des Homo Neanderthalensis, ein größeres Kapitel in dieser Region scheint wohl auch die Epoche der Römer zu sein…
Aber na gut, machen wir einen Sprung, damit auch die weniger Geschichts-affinen von uns an dieser Stelle weiterlesen.
Der Name Untersteiermark kommt tatsächlich vom Herzogtum Steiermark. Allerdings wurde es 1918/1919 slowenisch. Slowenien wiederum ist ein Teil Ex-Jugoslawiens und hat sich 1991 selbständig gemacht.
Es gibt noch eine kleine Minderheit deutschsprachiger Bevölkerung im Gebiet der Untersteiermark, da vor allem im Zweiten Weltkrieg eine weitgehende Germanisierung stattfand. Die auf kleine Reste zusammengeschrumpfte deutschsprachige Volksgruppe wird bis heute von Slowenien nicht als Minderheit anerkannt.
Wer auch immer durch die Untersteiermark fährt, tut gut, sich die slowenischen und kroatischen Namen zu notieren und, falls möglich, auch richtig auszusprechen. Heute ist die Region in slowenisch unter slovenska Štajerska oder nur Štajerska, in kroatisch unter Donja Štajerska bekannt.
Wo geht´s hin 2014? #1 – Der Ohridsee in Macedonien
/in News, Tramprennen 2014, Wo geht´s hin 2014?Das ist das neue Kind! Unsere Blog-Kategorie „Wo geht´s hin 2014?“. Wie ihr schon wisst, haben wir für 2014 wieder einiges verändert. Tramprennen ist eben eine ständige Weiterentwicklung und das Streben nach dem Unbekannten, um Spass und Zufall zu maximieren! Daher werden dieses Jahr alle Teams vom selben Startpunkt aus los trampen und nur einen Tag vor dem Startschuss zufällig den bisher unbekannten Routen zugelost. Für alle, die es interessiert durch welche Regionen Europas die Tramper_innen geschickt werden gibt´s hier unsere neue Blog-Kategorie 😉
DER OHRIDSEE
Das Ziel: Der Ohridsee in Mazedonien! Für wenige Tage Ende August wird dieser Ort das Zentrum des Tramprennen-Universums sein, und für kurze Zeit einem verrückten Haufen ein Zuhause bieten. Der Ort, an dem wir uns abendelang Geschichten aus zwei Wochen Hippieleben und aus hunderten von Autos, LKWs, Pferdekarren und vielem mehr erzählen werden, an dem das eine oder andere Bierchen und guter mazedonischer Wein genossen werden und an dem die ersten Pläne für 2015 oder einfach nur für die Weiterreise nach der Siegerehrung geschmiedet werden.
Dieser Ort ist im Südwesten Mazedoniens am großen Ohridsee. Die Stadt Ohrid gehört zu den schönsten des Landes und liegt in einer malerischen Umgebung aus See und Bergen. Die Stadt und der See gehören seit den 70er Jahren zum UNESCO-Welterbe und das zurecht!
In Ohrids Altstadt winden sich verwinkelte Gassen voller historischer Festungen, Kirchen und Moscheen den Hügel hinauf. Hier lebten schon die antiken Bewohner_innen Mazedoniens, die Roms, Osmaniens, Bulgariens und alle haben sie Spuren hinterlassen, die in der Stadt und der Umgebung zu finden sind.
Der Ohridsee ist Europas ältester See und einer der ältesten und tiefsten der ganzen Erde! Gefüllt ist er mit warmem und superklarem Wasser, was nicht nur müde Tramper_innen zum Baden einlädt, denn neben dem Fischfang ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Region. Durch sein Alter von fünf Millionen Jahren konnten sich im See mehrere Tierarten entwickeln, die sonst nirgendwo auf der Erde zu finden sind. Eine davon: die Ohridforelle, die wohl ausgezeichnet schmecken soll. – In diesem Sinne: NICHTS WIE HIN!
Bleibt gespannt – von jetzt an stellen wir euch regelmäßig weitere Regionen für das Tramprennen 2014 vor!
Neuigkeiten für das Rennen 2014
/in News1.Ein gemeinsamer Startort für alle Routen (und Teams)
Dieses Jahr wollen wir wieder mit allen Teilnehmer_innen an einem Ort gemeinsam zu starten, nämlich Würzburg. Das liegt super zentral und ermöglicht es uns, an einem Tag mit vier bis sechs Routen in Richtung Balkan aufzubrechen. Am Freitag, dem 15. August 2014 werden wir uns dort alle gemeinsam Treffen und es wird ein kleines Programm geben, ehe wir am 16. August starten
2.Routenvergabe am 15. August in Würzburg per Los
Auch 2014 wird es wieder verschiedene Routen geben, aber dieses Jahr werden wir im Vorhinein nur die Regionen vorstellen, durch die wir trampen. Alles andere wird erst am Abend vor dem Start in Würzburg bekannt gegeben und dort werden auch die Teams den Routen zugelost.
Warum? Wir wollen es einfach ausprobieren und dem Zufall eine noch größere Chance geben. Ein tolles Rennen, das haben die letzten Jahre gezeigt, kann man auf jeder Route und an fast allen Orten der Welt erleben.
Die Routen für dieses Jahr stehen bereits fest, aber nicht mal im Orga-Team sind sie allen bekannt. Sicher ist nur, dass jede Route eine andere unterwegs treffen wird, dass alle Routen sowohl Dörfer als auch Städte ansteuern und dass es mindestens eine Route gibt, die nur durch EU-Länder ans Ziel in Mazedonien (Nicht-EU) führt. (Für Teilnehmer_innen, die auf Visa angewiesen sind)
Ganz ohne Infos werden wir euch aber nicht lassen: Ab nächster Woche werden wir die Regionen, durch die es 2014 geht, hier an dieser Stelle vorstellen!
3.Nur gemischte Teams
2014 wird die Mindestkonstellation eines Teams aus einer Frau und einem Mann bestehen. Warum? Sechs Jahre hatten wir die Regel, dass reine Frauenteams aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen sind. Das hat sich, zumindest aus Sicherheitsgründen, bewährt. Gleichzeitig gibt es Werte, die wir uns als Tramprennen gegeben haben und denen wir uns verpflichtet fühlen. Ganz vorne steht dabei die Diskriminierungsfreiheit, darin eingeschlossen ein klares Nein zum Sexismus. Dem widerspricht diese Reglung, weshalb es in den vergangenen Jahren mehrfach lange Diskussionen darüber gab. Auf dem diesjährigen Planungstreffen gab es dann eine Abstimmung mit einem klaren Ergebnis: 1 Stimme für die Beibehaltung der Regel, 1 Stimme für das Zulassen aller Teams, 23 Stimmen für die neue Regel, laut der es nur noch gemischte Teams geben darf.
Wir versprechen uns davon Sicherheit, ein gleiches Recht für alle und Chancengleichheit auf dem Rennen.