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Trainingslager: das erste Mal

„Ich bin erfahrener Mitfahrgelegenheitsnutzer“, so habe ich mich in unserer Videobotschaft vorgestellt. Damit soll es jetzt ein für alle mal vorbei sein. Aus dem Mitfahrer soll ein Tramper werden! Also nichts leichter als das, trampe ich doch einfach mal von Dresden in meine Heimatstadt Eisenach. Zeit hatte ich mehr als genug und eine Mitfahrgelegenheit fuhr eh erst am späten Nachmittag. Den Tipp mit dem Hitch…dingsbums nahm ich auf die leichte Schulter, ich habe ja Freunde in Dresden, die sich auskennen. Dumm nur, dass ich mich auf den Rat von Freunden verlassen habe, die, wie ich, noch nie getrampt sind.

Da stand ich dann am Elbepark in Dresden und wollte gen Westen trampen, zunächst an einem amerikanischen Schnellimbiss, dann an der benachbarten Tanke und schließlich an der Autobahnauffahrt. Mutig hatte ich am Anfang „Erfurt“ auf meinen alten Pizzakarton geschrieben, reagieren aber wollte niemand. Das Problem war: Am Schnellimbiss wollte jeder nach Dresden oder in die andere Richtung und an der Auffahrt konnte man nur beschwerlich anhalten. Als mich die Polizei dann auch noch höflich von der direkten Auffahrt wegkomplimentierte, sank die Motivation zusehends. Die knallende Sonne tat ihr Übriges: Aus „Erfurt“ wurde „Hermsdorfer Kreuz“ und daraus schließlich die „A4“, an deren Auffahrt ich postiert war. Es verging Stunde um Stunde, ohne jegliche Aussicht auf Besserung. Nach knapp drei Stunden hatte ich die Schnauze voll und rief bei der Mitfahrgelegenheit an, die ich mir für den allergrößten Notfall rausgesucht hatte. „Leider schon voll“, war die niederschmetternde Antwort, die mich endgültig frustrierte. Aber nein, nur nicht aufgeben, ein Stunde wollte ich es noch versuchen. Und siehe da, keine fünf Minuten später hält hinter mir ein wunderschönes Cabrio. Zwar wollte der Fahrer nach Leipzig, aber völlig egal: Ich wollte nur noch weg hier. Und es war sagenhaft: Traumhaftes Sommerwetter und ich in einem Cabrio. Netterweise wurde ich dann noch extra bis kurz vor Chemnitz an einen Autohof gefahren. Der war zwar deutlich weniger stark frequentiert, als zunächst angenommen, doch schon nach ein paar Minuten nahm mich ein Student mit bis zum Rasthof Chemnitz. Einmal an der Autobahn, ging alles ganz schnell. Nachdem mich der nächste Cabrio-Fahrer noch überreden wollte, mit nach Hof zu fahren, traf ich einen Deutsch-Polen auf dem Rückweg nach Hessen. Und sein Weg ging, ich mochte es kaum glauben, direkt an meinem Heimatstädtchen Eisenach vorbei. So fanden sechs Stunden Abenteuer doch noch ihr positives Ende.

Das erste Blick zu Hause ging ins Internet: hitchwiki.org war die besagte Adresse. Der Elbepark aus Dresden war auch markiert, jedoch als ungünstigste Möglichkeit, um in Richtung Westen zu trampen. Was solls, Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen. Die 5 Euro fürs Phrasenschwein zahle ich gerne, denn schon eine Woche später klappte alles wie am Schnürchen. Wieder hatte es mich nach Dresden verschlagen, dieses Mal sollte es allerdings zurück nach Berlin gehen. Das Internet empfahl eine Tanke am Ortsausgang, und es sollte Recht behalten. Drei Minuten Wartezeit, eine angesprochene Person und schon saß ich im Auto direkt nach Berlin. Fast schon ein bisschen langweilig, wenn ich an mein erstes Abenteuer denke…

Zur Stasi-Akte getrampt

Marco vom Team Piggeldy&Frederick ließ uns diese Stasi-Akte zukommen, in der seine Mutter Mitte der 80er-Jahre beim Trampen in der DDR observiert wurde. Ein großartiges historisches Dokument!

Vielen Dank für die Zusendung!Über ähnliches Material freuen wir uns natürlich sehr!

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Auch in der DDR war Trampen weit verbreitet

Zehn Jahre mussten die Menschen in der DDR stellenweise auf ihren Trabant oder ihren Wartburg warten, für Studenten war das eigene Auto folglich ein Ding der Unmöglichkeit. Zug fahren war zwar bei weitem nicht so teuer wie heute (Studenten erhielten 75 % Rabatt), allerdings gab es oft nur sehr ungünstige Verbindungen mit langen Wartezeiten. Die beste und oft einzige Möglichkeit zu reisen hieß also trampen. Es war zwar viel weniger los auf den Straßen als heute, aber die Bereitschaft zum Mitnehmen dafür umso größer. Und der geringe Verkehr hatte auch einen Vorteil: Das Anhalten an einer Autobahnauffahrt war kein Problem. Gefahren gab es nur wenige, auch junge Frauen konnten problemlos alleine trampen. Weiterlesen