es gibt auch noch andere Tramprennen…

…eins davon vergangenes Wochenende – die deutsche Trampermeisterschaft wurde ausgetragen, ein 1-Tages-Rennen von Karlsruhe nach Liechtenstein!

20 Teilnehmer und 10 Teams machten sich auf den Weg

Die Karlsruher Nachrichten berichten

13 Teams online!

langsam füllt sich das teilnehmerfeld auch virtuell!

Bereits 13 Teams haben ihr Profil mittlerweile zum besten gegeben!

hier findet ihr eine Übersicht

Was bisher geschah

Hallo Zusammen!

Knapp eine Woche ist mittlerweile vergangen und wir haben bereits die dritte Etappe hinter uns gelassen. Was die 55 Teams seit ihrem Start erlebt in Bayreuth, Dresden, Kopenhagen, Ghent und Leipzig unterwegs erlebt haben, lässt sich sicherlich hier Kurzform kaum in Worte fassen – weshalb ich es auch gar nicht erst versuche. Allgemeiner Stand der Dinge: Es geht uns allen blendend, wir haben einen Haufen netter Menschen getroffen und genießen das Rennen in vollen Zügen! Das ein oder andere Team musste es sich nachts schon unter Autobahnbrücken gemütlich machen, während andere das Feierabendbier und einen Sprung in den See am Zielort genießen konnten. Trampen und Steckenbleiben – auch das gehört zu den Spielregeln .

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Der Liveticker fällt leider immer mal wieder aus, dafür wollen wir uns an dieser Stelle entschuldigen. Die Testphase war wohl einfach nicht lang genug. Es kann immer mal wieder vorkommen, dass über einen Zeitraum keine Nachrichten eintreffen. Vielen Dank an Ansgar an dieser Stelle, der den Ticker immer wieder von Hamburg aus resetted und das Rennen auch für alle Daheimgebliebenen sichtbar macht.

Obwohl beim Rennen eigentlich nur die Etappenziele festgelegt sind, haben es einige Teams der Leipzig und Bert Routen doch geschafft, den Rennrahmen zu sprengen. Grund: Vergessene Reisepässe und launische Grenzposten beim Eintritt in die Ukraine. So haben sich spontan 6 Teams auf den Weg nach Kosice in der Slowakei gemacht, statt sich mit ihren Routen im ukrainischen Lviv zu treffen. Alle nehmens gelassen – und die Grenzschalter an der Ukraine haben jetzt den einen oder anderen „No Borders – Hitchhiking“ Sticker mehr auf der Fensterscheibe und Klodeckeln kleben. Wir von der Bayreuth Route haben die vergangene Etappe in Stare Hamry, einem 100-Leute-Dorf an der Grenze zur Slowakei verbracht und wohl selten soviel Glück mit den Dorfbewohnern gehabt. Der Fußballplatz wurde kurzerhand für 3 Tage in Beschlage genommen, den Kiddies Jonglieren und Kicken beigebracht und der naheliegende See auf Badetauglichkeit geprüft. Unser unerwarteter Besuch wurde reich beschenkt. Am ersten Tag eine Katze (wir nannten sie M.Katze), am zweiten Tag kamen die Kinder mit einem Blech voll Kuchen ums Eck. Am Starttag für die dritte Etappe verabschiedete uns das ganze Dorf mit Sprechchören und Applaus vom Balkon aus in die Slowakei. Starey Hamry, wir haben es sehr genossen.

Die meiste Zeit sind wir auf Landstraßen unterwegs. Zum einen sind das Panorama der tschechischen und slowakischen Tatra und die vielen grünen Felder und Nadelwälder eine reine Augenweide. Zum anderen ist es noch immer der schönste Moment, grölend und winkend aus dem Auto an Teams am Straßenrand vorbeizuziehen. Das Team Big Toe und We are still wild Animals winken meist, während 404:Not found oder die Trampcard 100 meist dumm aus der Wäschen schauen. Auch Geheimfavorit Pony und Kleid enttäuscht bislang. Generation Victory macht seinem Team alle Ehre und ist auf dem besten Weg, den Titel des „Best male Team“ das zweite Mal in Folge (wenn auch in veränderter Konstellation) an sich zu reißen. Was soll ich noch sagen?Guckt euch die Bilder an, lest den Liveticker und schaut mal aufs Ranking – so langsam zeichnet sich eine Favoritengruppe ab!
Beste Grüße aus Kosice!

Malte

Als Ennio Morricone und das Tramprennen sich ganz nah waren

Am vergangenen Montag ist Ennio Morricone, der wohl berühmteste Filmmusik-Komponist der Welt, im Alter von 91 Jahren gestorben. Von ihm stammt neben zahlreichen anderen Filmthemen das Mundharmonika-Solo aus „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ein ganz großer also, der 2007 einen Oscar für sein Lebenswerk erhielt.

Was hat dieser Weltstar mit dem Tramprennen zu schaffen?

Wir schauen zurück ins Jahr 2010, als sich etwa 75 mehr oder weniger junge, verrückte Menschen per Anhalter auf den Weg von Hamburg nach Vama Veche in Rumänien machte. Der Sommer war heiß, die Straßen glühten und mittendrin war das Team Piggeldy und Frederick aus Eisenach. Die beiden Tramp-Anfänger konnten zwar gut reden, mit dem Trampen lief es zunächst jedoch eher schleppend.

Nach dem sie das Ziel der ersten Etappe als vorletzte mit dem Einbruch der Dunkelheit erreichten so gerade noch vor dem Erfolgsteam Biber und Nacken erreichten, startete die zweite Etappe von Heidelberg nach Traunstein ebenfalls suboptimal. Viel Zeit und mehrere Autos benötigten die beiden, um bei sengender Hitze auf einem Autobahnparkplatz an der A6 zu landen. Tramperfahrene Menschen wissen gleich, das ist kein gutes Omen, die beiden waren jedoch optimistisch, denn sofort kamen drei junge, motivierte Menschen auf sie zu. Freudestrahlend erwarteten sie ein Mitnahmeangebot, doch daraus wurde nichts: „Autobahnpolizei Stuttgart. Wir sagen es ihnen gleich, wir suchen Waffen und Drogen“. Verdattert antworteten die beiden Tramper: „Ähhhm, wir sind bei einem Tramprennen, wir sammeln nebenbei Spenden für Viva con Agua und wir wollen doch eigentlich nur ganz friedlich nach Traunstein kommen“. Die naiv-liebevolle Art kam bei den hochmotivierten Gesetzeshüter_innen gar nicht gut an: „Wenn sie auch nur irgendwelche Drogen bei sich haben, ist dieses Rennen jetzt und hier beendet und sie fahren mit uns nach Stuttgart“. Plötzlich erkannten die beiden den Ernst der Lage, alle betäubungsmittelähnlichen Gegenstände wurden geistesgegenwärtig im Brennnesselstrauch entsorgt (was die spätere Suchaktion verunmöglichte) und trotz allergrößter Sorgfalt konnten die drei nichts Verdächtiges bei ihnen finden. Schwein gehabt, das erste Tramprennen-Abenteuer der beiden konnte weitergehen.

Wirklich schnell ging es zwar wieder nicht vorwärts, aber Auto für Auto näherten sie sich der A8 südöstlich von München. Als sie dort endlich an einem Rasthof ankamen, wartete schon die Dunkelheit, doch an Aufgeben dachte keiner. Mit der Gitarre versuchte Toffer alias Piggeldy sein Glück an der Auffahrt und es dauerte keine 5 Minuten, da erbarmte sich doch tatsächlich eine junge Frau im schicken Auto, um die beiden mitzunehmen.

Was sie dazu veranlasste? Das sagte uns Anita Gebharter später im Inter view für unser „Grenzenlos – A hitchhiking guide to planet Tramprennen“ – Magazin. „Die beiden haben mich direkt an meinen Sohn erinnert und außerdem so lieb und wohlerzogen aus der Wäsche geschaut.“ Ihr erster Gedanke war allerdings ein anderer: „Hoffen riechen die gut! Das war bei den beiden Gott sei Dank der Fall. Gefühlt haben Tramper oft einen strengen Geruch.“

Für die beiden Tramper gabs nicht nur einen Lift Richtung Ziel, sondern auch noch eine super spannende Geschichte: Annita kam nämlich gerade aus München, wo sie besagten Ennio Morricone persönlich getroffen hatte, um ihn für ein Projekt der von ihr geleiteten Stiftung „Wings for Life“ zu gewinnen. Erst der große Italiener, jetzt das Team Piggeldy und Frederick. Was für ein Tag für Annita, die direkt vom Rennfieber gepackt wurde, einen Umweg machte und die beiden direkt am Zielort ablieferte: „Ich fand das Konzept des Tramprennens so spannend und die beiden waren super höflich und nett. Ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht, sie an der Autobahn wieder ‚auszusetzen‘.“

Oldschool: Hitchhiking

Vor ein paar Tagen bekamen wir Post von einem 96-jährigen Rentner aus Deutschland.
Er hat in einer Mainzer Zeitung vom Tramprennen gelesen und das hat ihn motiviert uns über seine Trips zu berichten.
Seine aktiven Tramptage liegen ein wenig zurück: in den 20ern und 30ern des letzten Jahrhunderts. BÄM!!!

Und jetzt kommts: die Tramper früher hatten auch eine Art Tramprennen. Den Tramprennen-Vorfahren! 🙂

Aber… lies selbst!

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Sehr geehrte Damen und Herren,
der Artikel „Per Anhalter…“ von Ute Strunk in der
Mainzer AZ hat mich sehr auf-, nein angeregt, denn
ich war einst auch Tramper, und zwar in der eigent-
lichen Blütezeit dieses Reisegenusses, in den 20er
und 30er Jahren (nicht die des Zweiten „Runs“ erst
in den 60er bis 80er Jahren.
Was ich Ihnen erzählen will, werden Sie z.T.
wohl wissen.
Erstens: Damals gab es so gut wie keine Autobahnen
und schnelle Autos für schnellen Verkehr. Man
stellte sich an den Straßenrand und fand immer
eine gute Seele, die mit 80-100km/h vorbeikam.
Die Tramper waren fast ausschließlich Ange-
hörige der Bündischen Jugend (auch später zur
Nazizeit, obwohl sie „aufgelöst“ waren).
Unsere „Fahrten“, so sagten wir damals, fanden
in Deutschland, nicht darüberhinaus statt.
Wir hatten eine solche Routine entwickelt, daß
wir uns zu einer (fast) festen Zeit da oder
dort wiedertreffen wollten, z.B. von
Dresden aus in Leipzig.
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Besondere Reise- und damit Erlebnisse waren:
1935 (wir auf dem Darß) als Hindenburg noch
einmal zum Reichspräsidenten gewählt wurde.
Wir erlebten’s vor unserem Zelt am Lagerfeuer.
1936 Olympische Spiele. Fahrt nach Finn-
land (Stettin-Helsinki und zurück).
Um dieses „zurück“ geht’s jetzt. Das Fähr-
schiff gehörte einer finnischen Reederei.
Soweit war alles schön und friedlich. Doch kaum
auf Stettiner, d.h. deutschem Boden fiel
eine Horde HJ-Jungen über uns her: wir
wußten nun sehr genau, wo wir wieder waren.
Kleine Freundschaften, Individualität, alle, auch falsche Roman-
tik: Adé! * Der II. Weltkrieg begann auch
noch in den Dreißigern.

Das in Kürze. Was und wie immer Kolle-
gin Strunk oder Sie das geldbringend
verwerten können, es sei zu Gunsten von
aqua.

Borremann

PS. Entschuldigung wegen Schriftbild und
Pannen, mit 96 geht’s nicht mehr so
elegant.
D.D.

*Aber auch das:
Ein Autolenker war zu dem Tramper sehr
lieb – dachte er, aber es ging für ihn ohne
Anzeige und für mich ohne Peinlichkeit ab
Adé, adé, alles adé.
D.D