Ein Reisebericht von Piggeldy und Frederick aus der Kiste
Preveza, 23:40Uhr: Endlich! Mit Hanni, Max, Alex und Mike Werner alias Mathias erreichen auch die letzten beiden Teams unserer Route das lang ersehnte Ziel in Griechenland und feiern mit über 100 anderen Trampern sich selbst und das Erreichte! Zu dem Zeitpunkt waren wir natürlich schon läääängst angekommen! (um es genau zu nehmen 45 Minuten)
Ungefähr 16 Stunden vorher sah alles noch ganz anders aus: Locker und frohen Mutes postierten sich unsere 11 Teams an die einzig verfügbare Straße im Hippiedörfchen Vuno. Und während sich die anderen Teams noch bei Mamas Laden mit Getränken eindeckten, sorgten wir für die erste Überraschung des Tages: Zusammen mit den Superhelden fuhren wir in die falsche Richtung freudig winkend an allen vorbei. Das war natürlich nur ein Trick, denn nur wenige Minuten später überholten wir alle (na gut, den Rest, die meisten Teams waren da schon in die richtige Richtung unterwegs) auf dem richtigen Weg.
Wieder mit im Boot waren natürlich die Superhelden, da wir auf der vorigen Etappe entdeckt hatten, dass es sich durch Albanien mit vier Kerlen am einfachsten trampt. Aber was man zu viert kann, das schafft man auch zu acht. Ab einem kleinen Örtchen namens Palermo sammelten wir mit unserem Bus, der uns als „No Money“-Crew kostenlos mitnahm, noch die Crazy Frogs und die Hempels auf uns nahmen sie mit auf unsere chaotische Reise. Während sich andere Teams schon der Grenze näherten, tingelten wir als zu acht durch Albanien.
Mit einigen Unterbrechungen ging das dann weiter bis zur Grenze, bzw. bis die Straße 15km vor der Grenze einfach aufhörte zu existieren. Aber zum Glück gab es ein selbst zusammen gezimmertes Floß, bzw. eine „Fähre“, die neben uns gelegentlich auch mal ein Auto auf die andere Straßenseite transportierte. Wir ahnten es, wir hatten mal wieder auf die falsche Route gesetzt. Dieses Mal wollten wir nicht über die großen Straßen, sondern über den kürzesten Weg am Meer lang, da uns das Verlassen auf große Straßen in Montenegro viel Zeit gekostet hatte.
Was nach einem guten Plan klang, entpuppte sich als mittlere Katastrophe. Nach der Floßfahrt wartete auf uns ein halbstündiger Fußmarsch ins nächste Dorf, bzw. die nächste Ansammlung von Häusern, währenddem uns gerade einmal zwei vollgepackte Autos überholten. Im Dorf angekommen gab es zwar Schatten, aber immer noch keine Autos. Egal, irgendwie kommt man ja immer weg und so schafften es zumindest zwei Teams auch dieses Mal. Zusammen mit den Superhelden stoppten wir einen Mercedes, der unsere Teams ein paar Kilometer weiterbringen konnte. Wirklich weit ging es nicht, dafür landeten wir wenige Minuten später an einem Freizeitgelände mit Sportplatz, wo neben der Crazy Gang unserer Fahrer auch ein kühles Blondes auf uns wartete. Wir wurden köstlich amüsiert, bekamen kalte Getränke und nebenbei charterten die Jungs extra für uns einen Reisebus, der uns bis zur Grenze fahren sollte. Da störte es auch nicht, dass uns zwischendurch die alte Kalaschnikow vorgeführt wurde und die Jungs ihre illustre Kriminalgeschichte offenbarten (einer darf nicht mehr nach Griechenland, der Rest wird nahezu in ganz Europa gesucht). Angst hatten wir zu keiner Zeit, dafür wurden wir viel zu höflich aufgenommen und dafür kannten wir dieses wunderschöne Land mittlerweile zu gut!
Eine halbe Stunde später kam dann auch der Anruf des Busfahrers, dass er die vier Tramper gerade aufgelesen hatte. „Nein, die sitzen doch noch hier“, antworteten unsere Gastgeber, während bei uns schallendes Gelächter ausbrach, hatte der extra für uns georderte Bus doch soeben die Hempels und die Crazy Frogs eingeladen. „Sollen wir sie wieder aus dem Bus rausschmeißen lassen?“, fragten die Jungs, denn sie wussten ja, dass wir uns auf einem Rennen befanden, aber das wollte wirklich niemand. Die anderen staunten natürlich nicht schlecht, als wir Chaoten plötzlich den Bus betraten und sich herausstellte, warum sie ohne zu bezahlen einfach so mitgenommen wurde. So ging es dann vorbei an unzähligen Polizeikontrollen über einen Feldweg zur Grenze, während andere Teams, längst in Griechenland angekommen, um den Etappensieg rasten. „Wir drücken euch die Daumen, wir brauchen sie ja nicht mehr“ stand in einer SMS, die wir vom mitfühlenden Hack-Hannes erhielten.
Wir schaffen dass schon noch, dachten wir uns alle, als wir, ohne zu ahnen, was uns in Griechenland erwarten würde, zu acht und zu Fuß über die gänzlich ungenutzte Grenze marschierten. Nach fünf Minuten kam dann endlich auch mal ein Auto und sofort war sich Kiste sicher: „ Das ist unser Lift!“. Es nützte nichts, der Wagen fuhr ohne zu reagieren an unserem Daumen vorbei, doch zwei Minuten später kam Kiste von einem Besuch am Imbiss zurück: „Hab ichs doch gesagt, der nimmt uns mit!“. Wir also rein ins Auto zu einem Papa mit seinen Kindern und Tschüß gesagt zu den anderen sechs, „wir sehen uns in Preveza.“
Leichter gesagt als getan, denn in der griechischen Hafenstadt Igoumenitsa, 90km vor Preveza, warteten nicht nur unzählige andere Teams auf uns, sondern auch extrem unfreundliche Fahrer. Dazu erdreisteten es sich die Griechen auch noch, uns eine Stunde zu klauen: Statt um fünf war es plötzlich schon um sechs und die Zeit bis zum Sonnenuntergang rann nur so dahin. Günstig gelegene Tankstellen gab es nicht, die guten Spots waren belegt und wie in Deutschland war Samstagabend nicht viel los auf der Straße. Das einfache, sichere Ankommen rückte also in immer weitere Ferne, bis wir unsere Taktik radikal änderten. Wir hörten auf zu trampen, stattdessen stoppten wir die Autos. Nicht gefährlich oder irgendetwas vortäuschend, aber schon ein wenig aufdringlich. Was solls, wir mussten ja irgendwie ankommen…Das brachte uns zumindest schon mal einen BMW, der uns zur nächsten Tanke fuhr, was aber nicht wirklich etwas nützte. Denn: Der Tankstellenwart hasste uns, wir hatten kein Wasser mehr, der Handyakku macht schlapp und dunkel war es mittlerweile auch geworden. Vertrieben von der Tankstelle standen wir dann an der unbeleuchteten Straße, die Hoffnung anzukommen sank auf ein Minimum.
Was tun? Wir schlichen uns noch mal zur Tanke, enterten mehr oder weniger einen Pickup und ließen uns zumindest bis zur nächsten Kreuzung auf der Ladefläche kutschieren. Die war beleuchtet und dort hielt auch direkt ein Grieche für uns an, bzw. wir brachten ihn zum anhalten. Der hatte zwar nur zwei Sitze, aber das störte uns überhaupt nicht, denn er konnte uns zur nächsten größeren Kreuzung bringen, wo dann endlich, endlich, unser finaler Lift nach Preveza wartete. Ein LKW mit albanischem Fahrer, was auch sonst, brachte uns ans Ziel aller Tramper.
Am Treffpunkt angekommen und total erledigt wurden wir dann von fast 100 Trampern empfangen, die meisten von Ihnen hatten schon nicht mehr mit uns gerechnet. Und alle waren sie da, Funky toilet, die Eidexen, Haar 2O, Pumps and a Bump, die Crazy Frogs, Daumenkino, ja selbst das Team Alles wird gut, das auf den ersten beiden leichten Etappen hängen blieb, hat es bis nach Preveza geschafft. Und als dann, 23:40 Uhr auch die letzten vier Tramper ankamen, war die Route Blues Laboe, die uns allen so viele wunderbare, unvergessliche Erlebnisse, Eindrücke und neue Freunde gebracht hat, endlich vereint und es konnte gefeiert werden.
Von den anderen neidvoll als „Ballermann-Route“ verspottet, sehen wir uns doch eher als die Fusion unter den Tramprenn-Routen. Einzigartig, hedonistisch, kreativ und sozial engagiert, Blues Laboe es war uns eine Ehre! Allez Laboe!
Piggeldy und Frederick aus der Kiste
Da läuft was schief…
/in News, Trainingslager (Tramp-Geschichten)Es ist der 15.Oktober 2011, der erste weltweit organisierte Protest gegen Banken, Lobbyisten, Politiker, Atomkonzerne, Genmais, Arbeitslosigkeit, Bunga-Bunga Parties und Mario Barth. Ein Protest gegen alles sozusagen. Das scheint zu passieren, wenn der Körper gegen seine Organe rebelliert. Alles oder Nichts.
Vigo, Galizien. Am Ende des Protestmarschs eine Kundgebung mit Mikrofonzugang für jedermann. Attac, malestar.org und ein paar Betrunkene haben gesprochen. Dann kommt er. Gezielt und schnell zischt seine Faust in den Himmel, als würde er Gott persönlich die Nase brechen wollen. Zack! Volltreffer! Die Masse schreit und pfeift begeistert Beifall.[singlepic id=2011 w=320 h=240 float=left]
„In dem Land, aus dem ich komme, hätte man mir längst die Kehle durchgeschnitten! Wir können dort nicht auf die Straße gehen, protestieren und unsere Meinung öffentlich kundtun! Danke an alle, die heute ihre Stimme erhoben haben und auf die Straße gegangen sind!“, sagt der Mann und verschwindet mit einem fröhlichen Grinsen wieder vom Rednerpult.
Knock-Out in der ersten Runde. Mit drei Sätzen. Der Knock-Out für jeden Kritiker, Zweifler, Pessimisten, Miesepeter. Wäre dies ein Boxkampf, Boris Becker und Gerhard Mayer-Vorfelder hätten vor Wut gepfiffen, stehend und mit zwei Fingern im Mund! Meine Freunde: Brot und Spiele sind vorbei. Das Römische Reich beginnt zu wackeln.
Wer noch nicht ganz verstanden hat, wogegen oder wofür eigentlich protestiert wird: Es spielt überhaupt keine Rolle. Die Menschen protestieren, weil sie protestieren können. Weil sie das Recht haben, zu protestieren. Und das ist gut so. Denn…
Mikrofon und MC `s sind nicht zu trennen wie Religionen und Krieg.
Da läuft was schief…
Ja wir und das Mic sind nicht zu trennen wie Nike und Kinderarbeit.
Irgendwas stimmt hier nicht…
Der Stift und das Blatt sind nicht zu trennen so wie Willkür und Macht.
Da läuft was schief…
Wir und dope Beats sind nicht zu trennen wie Lügen und Politik.
Irgendwas stimmt hier nicht! (Blumentopf – da läuft was schief)
Sechs Stunden vorher sind wir auf dem Weg von Santiago de Compostela nach Vigo, der größten Stadt Galiziens, und sitzen im Auto eines Journalisten der Zeitung „La Voz de Galicia“. „In der Form kann und wird das aktuelle System nicht weiter bestehen können. Ich kann euch nicht sagen, was passiert. Aber irgendetwas wird passieren.“
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Mautstation. Blauer Himmel, Sonnenschein. Drei Helikopter fliegen über unseren Köpfen hinweg und löschen einige Kilometer entfernt einen Waldbrand. Sieh an, da brennt er auch, der Baum. Seit Monaten hat es hier nicht mehr geregnet. Auch die Pflanzen warten auf einen Wandel.
Das nächste Auto hält, eine Englisch- und Deutschlehrerin. „Hoffentlich sehen wir uns später auf der Demonstration, ich werde in jedem Fall da sein!“, sagt sie. 1989 war sie zufällig in Berlin.
Vor Ort treffen wir auf die ganze Bandbreite an Altersklassen und Demo-Sprüchen, ob spitzfindig oder stumpfsinning. „Wir sind die 99%“, liest man auf vielen Pappschildern und auch in Gesichtern. Der Spiegel hat es im repräsentativen und metaphorischen Sinne wohl nicht ganz verstanden. Shits Happen.[singlepic id=2010 w=320 h=240 float=left]
Wir schlafen am Strand, ich schaffe meine ersten Meter auf der Slackline. Kein Boden unter den Füßen, die Arme haltlos in der Luft. Hmn, irgendwie bezeichnend. Generation Praktikum. Naja, vielleicht können wir unsere Zukunft auch ohne Fundament aus Beton gestalten. Ein paar Schritte bin ich schließlich schon ohne Ast vorangekommen. Irgendetwas jedenfalls muss sich ändern.
Zum Beispiel die Rückseite des Bustickets im ÖPNV von Vigo. Gutscheine für Gratisburger bei McDonalds. Sebastian Bensmann würde sagen: „Da schmeißte dem Hund halt wieder nen Knochen hin und dann hält er auch erstmal schön die Schnauze. Gib dem Pöbel was zu Fressen und Gut is.“ Selbst Käptn Blaubär musste irgendwann schmerzhaft feststellen, dass seine Feinschmeckerinsel eigentlich die Verschlingpflanze Gourmetica Insularis ist, sein übermäßiger Konsum ihn lediglich fett, träge und verwundbar gemacht hat. Blaubär wurde glücklicherweise vom Vagabundierenden Flugsaurier in letzter Sekunde gerettet. Doch wer rettet uns? Jesus? Sicherlich nicht. Vielleicht die inspirierenden Worte von Gunter Pauli. Im Hier und Jetzt jedenfalls sind es ein Argentinier und seine Freundin, die uns kurz vor der Dunkelheit an der Autobahnauffahrt einsammeln und zurück Richtung Santiago fahren: „Ich wohne schon ein paar Jahre hier, aber eine derartige Protestwelle habe ich in Spanien noch nicht erlebt. Soviele Menschen. Etwas liegt in der Luft…das konnte man gestern spüren.“[singlepic id=2009 w=320 h=240 float=right]
Etwas liegt in der Luft. Und vielleicht kommt er bald ja wirklich, der erhoffte Regen. Für die Pflanzen – und die 99%. Denn irgendwas läuft da schief.
Wunderschönes Galizien
/in Trainingslager (Tramp-Geschichten)Es könnte eine Umkleidekabine oder ein Klassenraum sein. Oder eben der Mannschaftsbus von Deportivo A Corunas C-Jugend. Sportart Fußball, versteht sich von selbst. Wir betreten ein Biotop aus Zahnspangen, jungfräulichem Testosteron und Handys mit Kamera. Ob in Deutschland oder Spanien, die Bewohner des Biotops sind stets dieselben: ein vorlauter, nach Aufmerksamkeit schreiender, für sein Alter meist zu groß geratener, pickliger Gorilla mit viel Kraft und wenig Verstand. Dazu kommen der Schüchterne, der Beobachtende, der Vollidiot und natürlich der Smarte: meist klein, clever und geheimer Dirigent des Pöbels. So auch in unserem Bus, von jeder Sorte einer. Durch das Busmikrofon chr-chr-chrrrrächzt abwechselnd völlig übersteuert der Stimmbruch des Gorillas oder talentfreier Singsang eines aufstrebenden Sternchens am spanischen Pophimmel. Nicht aus dem Radio, viel besser: mp3’s vom Handy, dicht ans Mikrofon gehalten.
Man hält es kaum aus.
Der Smarte schafft es nur kurz, Gorri und die Freisprechanlage unter Kontrolle zu kriegen. Ein herber Schlag auf den Kopf des Kleinwüchsigen genügt und schon ist die Banane wieder in der Hand des Stärkeren, der seine Eroberung stolz mit einigen „U-UU-UUU“s von den Baumwipfeln hinaus in die Weiten des Busses quiekt.
Man hält es nicht mehr aus.
Scheißegal, ob Lars noch nie vor Publikum Gitarre gespielt hat, der richtige Moment war genau jetzt. Vielleicht nicht der richtige, aber der Notwendige. Dem schier endlosen Stück Kreide auf der Tafel musste ein Ende gesetzt werden. Lars, die Gitarre! Die Gitarre! Einen gefährlichen Brand muss man mit Feuer löschen, also hol ihn endlich raus, unseren Feuerlöscher! Endlich: die Gitarre.
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Spätestens nach Tenacious D – The best Song in the World ist auch der letzte Schwelbrand um Anerkennung, Lautstärke und Stumpfsinn gelöscht. Umgeben von Handykameras traut Lars sich letztlich sogar, das verbotene Lied zu spielen. Nach Wonderwall klatscht sogar der Gorilla schrill quiekend und hohl Beifall. Als Könige verlassen wir das Biotop, reichlich gesättigt mit Props und Respekt. Tschüüüsch, Digga.
Zurück am Straßenrand. Der gemütlich pfeifende Wind macht das zuvor Gehörte schnell vergessen. Wir atmen durch. Tief. Die prall mit Weiß gefüllten Wolken streicheln die Sinne wie ein Wattebausch. Die Sonne taucht hinter den zahllosen grünen Hügeln langsam ab und hinterlässt ein Bild, fast so gut wie von Bob Ross. Zeit, schlafen zu gehen.
Die Wellen vom Innenstadtstrand hatten mich bereits in den Schlaf geschaukelt, da zwingt mich die Harnblase zum Aufstehen. Mein Rucksack ist dem Urin bereits einen Schritt voraus und hat sich verflüchtigt. Riesenkacke, irgendjemand hat mein Schneckenhaus gezockt!!
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Normalerweise suchen solche Leute nach wertvollen Dingen, Handys und Kameras zum Beispiel. Und normalerweise lassen solche Leute die wertlosen Dinge auch in der nächsten Ecke liegen, wenn sie nicht fündig werden. Und tatsächlich, unter einer gelblich flackernden Straßenlaterne hinter der nächsten Straßenecke werde ich fündig. Die Hüftschnallen meines ständigen Begleiters sind hilflos nach oben gestreckt. Wie ein auf dem Rücken liegender, nach Leben strampelnder Käfer starrt er vom Kopfsteinpflaster aus Richtung Stadthimmel. Pulli und Zahnbürste sind auf der Straße verteilt, die Schuhe im Gebüsch. Es muss ein harter Kampf gewesen sein, Rucksack gegen Dieb, David gegen Goliath, Gut gegen Böse. Nachdem ich meinen kleinen Freund samt Innereien nach und nach wieder zusammengekratzt habe, kehren wir zum Strand zurück und ich lege mich wieder hin. Diesmal wie die Ente, nicht wie das Fette Brot: Statt auf einem Auge blöd, auf einem Auge wach.
Guten Morgen, Sonnenschein!
Gitarre, Ukulele, Jonglierbälle und ein Sack voll gedumpsterter Croissants halten uns tagsüber bei Laune. Mit an Bord jetzt auch Sophia, die allein am Strand geschlafen hatte. Stück für Stück nähern wir uns im Zickzack-Kurs unserem Ziel, Playa de las Catedrales im Norden Galiziens. Dorf für Dorf. Zeit spielt schon längst keine Rolle mehr. Wir reisen durch das Argentinien der 90er, versuchen mit einem Senegalesen illegal nach Europa einzureisen (und schaffen es!) und arbeiten als Lecheros in einer Milchfabrik. Unsere Reise endet nach dem Sonnenuntergang vorläufig neben einer Tankstelle mit Nudeln, Tomatensauce und Croissants. Der Resthunger treibt uns in eine Kleinstadtbar, Bier wird schließlich immer mit Tapas serviert.[singlepic id=2005 w=320 h=240 float=right]
Statt Tapas hat Lars jedoch nach dem ersten Schluck Estrella Galicia eine Gitarre in der Hand und ein Mikrofon vorm Gesicht. Der Barkeeper und gleichzeitiger Besitzer besteht auf eine Gesangseinlage. Zum Glück haben wir im Mannschaftsbus geprobt, das Publikum ist diesmal weitaus größer und älter. Lars geht ab. Er dreht quasi durch. Erst vor der Bar, dann hinter der Bar. Freibier bis 3 Uhr morgens. Dann schließt Porras die Bar und fährt uns die letzten 1,5 Stunden an die Küste. Münder, groß wie ein Scheunentor. Unsere Gesichter tun vor freudiger Fassungslosigkeit fast weh. Mit einer Flasche Wein und dem Geräusch des Atlantiks berauschen wir uns am Moment und schlafen ein.
Aufwachen, Staunen. Steilklippen und saftgrüne Wiesen. Ein Asterix- und Obelix-Comic in Perfektion. Baden gehen.
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Und so lagen wir da, von den Wellen ausgespuckt wie ein zähes Kaugummi. Umgeben von nichts außer Sand und Salzwasser. Wartend auf den Stiefel, dessen Sohle uns aufliest und zum nächsten Zufall trägt.
Finale
/in NewsEin Reisebericht von Piggeldy und Frederick aus der Kiste
Preveza, 23:40Uhr: Endlich! Mit Hanni, Max, Alex und Mike Werner alias Mathias erreichen auch die letzten beiden Teams unserer Route das lang ersehnte Ziel in Griechenland und feiern mit über 100 anderen Trampern sich selbst und das Erreichte! Zu dem Zeitpunkt waren wir natürlich schon läääängst angekommen! (um es genau zu nehmen 45 Minuten)
Ungefähr 16 Stunden vorher sah alles noch ganz anders aus: Locker und frohen Mutes postierten sich unsere 11 Teams an die einzig verfügbare Straße im Hippiedörfchen Vuno. Und während sich die anderen Teams noch bei Mamas Laden mit Getränken eindeckten, sorgten wir für die erste Überraschung des Tages: Zusammen mit den Superhelden fuhren wir in die falsche Richtung freudig winkend an allen vorbei. Das war natürlich nur ein Trick, denn nur wenige Minuten später überholten wir alle (na gut, den Rest, die meisten Teams waren da schon in die richtige Richtung unterwegs) auf dem richtigen Weg.
Wieder mit im Boot waren natürlich die Superhelden, da wir auf der vorigen Etappe entdeckt hatten, dass es sich durch Albanien mit vier Kerlen am einfachsten trampt. Aber was man zu viert kann, das schafft man auch zu acht. Ab einem kleinen Örtchen namens Palermo sammelten wir mit unserem Bus, der uns als „No Money“-Crew kostenlos mitnahm, noch die Crazy Frogs und die Hempels auf uns nahmen sie mit auf unsere chaotische Reise. Während sich andere Teams schon der Grenze näherten, tingelten wir als zu acht durch Albanien.
Mit einigen Unterbrechungen ging das dann weiter bis zur Grenze, bzw. bis die Straße 15km vor der Grenze einfach aufhörte zu existieren. Aber zum Glück gab es ein selbst zusammen gezimmertes Floß, bzw. eine „Fähre“, die neben uns gelegentlich auch mal ein Auto auf die andere Straßenseite transportierte. Wir ahnten es, wir hatten mal wieder auf die falsche Route gesetzt. Dieses Mal wollten wir nicht über die großen Straßen, sondern über den kürzesten Weg am Meer lang, da uns das Verlassen auf große Straßen in Montenegro viel Zeit gekostet hatte.
Was nach einem guten Plan klang, entpuppte sich als mittlere Katastrophe. Nach der Floßfahrt wartete auf uns ein halbstündiger Fußmarsch ins nächste Dorf, bzw. die nächste Ansammlung von Häusern, währenddem uns gerade einmal zwei vollgepackte Autos überholten. Im Dorf angekommen gab es zwar Schatten, aber immer noch keine Autos. Egal, irgendwie kommt man ja immer weg und so schafften es zumindest zwei Teams auch dieses Mal. Zusammen mit den Superhelden stoppten wir einen Mercedes, der unsere Teams ein paar Kilometer weiterbringen konnte. Wirklich weit ging es nicht, dafür landeten wir wenige Minuten später an einem Freizeitgelände mit Sportplatz, wo neben der Crazy Gang unserer Fahrer auch ein kühles Blondes auf uns wartete. Wir wurden köstlich amüsiert, bekamen kalte Getränke und nebenbei charterten die Jungs extra für uns einen Reisebus, der uns bis zur Grenze fahren sollte. Da störte es auch nicht, dass uns zwischendurch die alte Kalaschnikow vorgeführt wurde und die Jungs ihre illustre Kriminalgeschichte offenbarten (einer darf nicht mehr nach Griechenland, der Rest wird nahezu in ganz Europa gesucht). Angst hatten wir zu keiner Zeit, dafür wurden wir viel zu höflich aufgenommen und dafür kannten wir dieses wunderschöne Land mittlerweile zu gut!
Eine halbe Stunde später kam dann auch der Anruf des Busfahrers, dass er die vier Tramper gerade aufgelesen hatte. „Nein, die sitzen doch noch hier“, antworteten unsere Gastgeber, während bei uns schallendes Gelächter ausbrach, hatte der extra für uns georderte Bus doch soeben die Hempels und die Crazy Frogs eingeladen. „Sollen wir sie wieder aus dem Bus rausschmeißen lassen?“, fragten die Jungs, denn sie wussten ja, dass wir uns auf einem Rennen befanden, aber das wollte wirklich niemand. Die anderen staunten natürlich nicht schlecht, als wir Chaoten plötzlich den Bus betraten und sich herausstellte, warum sie ohne zu bezahlen einfach so mitgenommen wurde. So ging es dann vorbei an unzähligen Polizeikontrollen über einen Feldweg zur Grenze, während andere Teams, längst in Griechenland angekommen, um den Etappensieg rasten. „Wir drücken euch die Daumen, wir brauchen sie ja nicht mehr“ stand in einer SMS, die wir vom mitfühlenden Hack-Hannes erhielten.
Wir schaffen dass schon noch, dachten wir uns alle, als wir, ohne zu ahnen, was uns in Griechenland erwarten würde, zu acht und zu Fuß über die gänzlich ungenutzte Grenze marschierten. Nach fünf Minuten kam dann endlich auch mal ein Auto und sofort war sich Kiste sicher: „ Das ist unser Lift!“. Es nützte nichts, der Wagen fuhr ohne zu reagieren an unserem Daumen vorbei, doch zwei Minuten später kam Kiste von einem Besuch am Imbiss zurück: „Hab ichs doch gesagt, der nimmt uns mit!“. Wir also rein ins Auto zu einem Papa mit seinen Kindern und Tschüß gesagt zu den anderen sechs, „wir sehen uns in Preveza.“
Leichter gesagt als getan, denn in der griechischen Hafenstadt Igoumenitsa, 90km vor Preveza, warteten nicht nur unzählige andere Teams auf uns, sondern auch extrem unfreundliche Fahrer. Dazu erdreisteten es sich die Griechen auch noch, uns eine Stunde zu klauen: Statt um fünf war es plötzlich schon um sechs und die Zeit bis zum Sonnenuntergang rann nur so dahin. Günstig gelegene Tankstellen gab es nicht, die guten Spots waren belegt und wie in Deutschland war Samstagabend nicht viel los auf der Straße. Das einfache, sichere Ankommen rückte also in immer weitere Ferne, bis wir unsere Taktik radikal änderten. Wir hörten auf zu trampen, stattdessen stoppten wir die Autos. Nicht gefährlich oder irgendetwas vortäuschend, aber schon ein wenig aufdringlich. Was solls, wir mussten ja irgendwie ankommen…Das brachte uns zumindest schon mal einen BMW, der uns zur nächsten Tanke fuhr, was aber nicht wirklich etwas nützte. Denn: Der Tankstellenwart hasste uns, wir hatten kein Wasser mehr, der Handyakku macht schlapp und dunkel war es mittlerweile auch geworden. Vertrieben von der Tankstelle standen wir dann an der unbeleuchteten Straße, die Hoffnung anzukommen sank auf ein Minimum.
Was tun? Wir schlichen uns noch mal zur Tanke, enterten mehr oder weniger einen Pickup und ließen uns zumindest bis zur nächsten Kreuzung auf der Ladefläche kutschieren. Die war beleuchtet und dort hielt auch direkt ein Grieche für uns an, bzw. wir brachten ihn zum anhalten. Der hatte zwar nur zwei Sitze, aber das störte uns überhaupt nicht, denn er konnte uns zur nächsten größeren Kreuzung bringen, wo dann endlich, endlich, unser finaler Lift nach Preveza wartete. Ein LKW mit albanischem Fahrer, was auch sonst, brachte uns ans Ziel aller Tramper.
Am Treffpunkt angekommen und total erledigt wurden wir dann von fast 100 Trampern empfangen, die meisten von Ihnen hatten schon nicht mehr mit uns gerechnet. Und alle waren sie da, Funky toilet, die Eidexen, Haar 2O, Pumps and a Bump, die Crazy Frogs, Daumenkino, ja selbst das Team Alles wird gut, das auf den ersten beiden leichten Etappen hängen blieb, hat es bis nach Preveza geschafft. Und als dann, 23:40 Uhr auch die letzten vier Tramper ankamen, war die Route Blues Laboe, die uns allen so viele wunderbare, unvergessliche Erlebnisse, Eindrücke und neue Freunde gebracht hat, endlich vereint und es konnte gefeiert werden.
Von den anderen neidvoll als „Ballermann-Route“ verspottet, sehen wir uns doch eher als die Fusion unter den Tramprenn-Routen. Einzigartig, hedonistisch, kreativ und sozial engagiert, Blues Laboe es war uns eine Ehre! Allez Laboe!
Piggeldy und Frederick aus der Kiste
Preveza – Endziel
/in News[nggallery id=67]
5.Etappe Albanien
/in News[nggallery id=66]
Etappe 5 Kotor – Vuno
Grundsätzlich haben wir alles richtig gemacht, bis auf die Route.
Trotz kaputtem Fuß waren die EIDEXEN mal wieder die Ersten/Straßen kann man das nicht nennen in Albanien/ das Verlorene Team DAUMEN KINO holt wieder auf
Regel 10:
Wenn auf der Karte eine Landstraße eingezeichnet ist, heißt das noch nicht, dass das der beste Weg ist.
Guter Plan dachten sich mehrere Teams, über die Landstraße im Norden nach Albanien rein. Noch in Montenegro halten uns die Lifts für völlig bescheuert, der Küstenweg sei viel schneller und viel befahrener , aber nein wir glauben an den Falk- Europaatlas.
Fehler! Der Weg zur Grenze gibt schon einen Vorgeschmack auf das, was uns danach erwartet, selbst hier kann man nur teilweise von Straße Sprechen, es ist eher eine riesige Baustelle.
Team PUMPS AND A BUMP sitzt gut gelaunt im Truck, der bis nach Tirana Fahren will. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit.
Regel 11:
Fahre niemals mit einem Truck über die Grenze wenn du ein Rennen fährst.
Die ganze Wahrheit ist das Truckfahrer ca. 3-4 Stunden an der Grenze warten müssen bis ihre Dokumente durchgecheckt sind. Tja, Bye bye Direktlift nach Tirana.
Aber immerhin haben wir es bis zur Grenze geschafft, denn wie es PUMPS AND A BUMP schon im Profil prophezeihen hört nach ihnen die Straße auf, die Straße zur Grenze ist von 13:00 bis 17:00 geschlossen.
Also dackeln PIGGELDY UND FREDERICK einfach los, bis sich der Bauleiter ihnen annimmt und sie zur Grenze fährt wo sie sich brav in die Schlange mit den Autos einreihen.
Auch FUNKY TOILET kämpft sich nach 5 Stunden stehen in Kotor irgendwie durch und schafft es über die Grenze. 2 Plätze sind noch frei, also guckt PUMPS AND A BUMP ( die mit der Presse Reisen) in die Röhre und das Vierer Team PIGGELDY UND FREDERICK AUS DER FUNKY TOILET ist komplett. Dass sie während dieser Route das Trampen revolutionieren, ja sogar neu erfinden würden, damit konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner rechnen. Vermutlich noch nicht einmal die vier wackeren Tramper selbst, die sich von nun an zu VIERT!!! (4 Männer) in jeden Lift gemeinsam quetschten durften.
Während dessen ist SO HARD TO HANDLE nach einem Fehlstart auch in der Grenzwüste gestrandet und ihre letzte Hoffnung, der Güterzug rauscht an ihnen vorbei. Sie setzten zum Sprint an, aber verlieren das Rennen und bleiben völlig dehydriert zurück.
Die Küstenstraße wäre eindeutig der bessere Weg gewesen, alle Teams die dort lang gefahren sind scheinen gut durchzukommen.
Aber zurück zur Grenze. PUMPS AND A BUMP hoffen immer noch auf einen Lift. Mittlerweile sind allerdings schon 3 Stunden vergangen und der Truckfahrer sagt schon jede halbe Stunde, dass es nur noch 10 Minuten dauern würde. Eine scheinbar gängige Zeitangabe in Albanien.
Also geht es weiter im Truck, auf der Straße die man nicht Straße nennen kann Richtung Shkoder.
Bis Tirana schaffen wir es noch und anstatt uns dort ein Hotel zu nehmen bleiben wir einfach im Auto sitzen und schlafen mit dem Trucker in seiner Kabine, das Trampen wird hier sehr ernst genommen.
5 Teams schafften es nach Vuno in einem Tag, alles anderen strandeten, die einen in Vlore mit der Hamburger Route, die anderen in Fier im Viersternehotel( das selbsternannte vierer Team) die anderen in Shkoder…..
Albanien, das Land das Alles auf den Kopf gestellt hat, die einen verfluchen es, die anderen lieben es. Andauernd wird einem erzählt das man hier nicht Trampen könnte und trotzdem dauert es nicht lang bis man nen Lift hat. Selbst das männliche Viererteam PIGGELDY UND FREDERICK AUS DER FUNKY TOILET kommt gut voran. Nur das Auto macht da nicht so richtig mit, der Kühlwassertank musste mit dem Tramprennensticker abgedichtet werden. Und der Motor macht Probleme aber der Hannes hat schon Ahnung und koordiniert das ganze während der Rest leider übern Berg laufen muss.
Eine der aufregendsten Etappen liegt hinter uns, das belohnende Meer direkt vor uns. In einer alten Schule haben wir genug Zeit wieder Kraft zu tanken für die Schlussetappe nach Preveza!!! Blues Laboe wird das Ding rocken!