Geschichten von der Strasse

An alle Tramper da draußen

Juan Villarino ist ein Tramper aus Argentinien, unterwegs seit 2005. In der Zwischenzeit hat er Länder wie den Irak, Iran und Afghanistan per Anhalter bereist und ein Buch über seine Erfahrungen dort geschrieben. „Vagabonding in the Axis of evil – by thumb in Iraq, Iran and Afghanistan“ beschreibt das Leben und die dort lebenden Menschen aus einem anderen Blickwinkel, anders als man ihn aus den Medien kennt. Die 275 Seiten werden demnächst als Buch und E-Bock auf seiner Website zur Verfügung stehen

Für alle Tramper des Tramprennens 2010 ließ er uns dieses Gedicht zukommen! Vielen Dank & Happy Hitchhiking!

Mindfulness. Recovery of your inner self through the act of hitting the road.

We have been told over and over how to be productive,
We have been given all the instructions
To be economically useful, socially correct, to match a certain type of fate in a catalogue…

We, road creatures, should complain,
we have been denied –through silence- the allowance of time
to mediate and learn from the world
as a shortcut to meet the different possibilities of ourselves
few friends, maybe a few books
have smuggled their advice into our minds,
to empower our senses with real unmediated experience,
not with soulless barcode marked fast food,
Or media manipulated fast thoughts

Where is depth and dignity?

From within the die hard Babylon,
from the glass and steel hearts of our cities
the world remains untouched.

The villages on the shores of Napo River in Ecuadorian Amazonia,
or the Kuchi nomads who graze their camels across dusty desolate roads
become an abstract piece of information,
an unborn ray of sun.

Fear, angst, miedo,
Is the building ingredient of sedentary sapiens.
Time as perceived by banks,
Only there t calculate interest and mortgages.
Money, as compulsory synonym for happiness.
Education as a formatted gestalt
To foster an insensitive breed of specialists
Are other ingredients.

But how to achieve wisdom, self-domain, peace and empathy?

Fellow travellers I don’t know,
-and therefore part of the caravan, of the big family of hitch-hikers-

There is an invitation for you
It’s not an invitation coming from Facebook
But coming firstly from inside you.

The invitation to navigate the harmony of chaos,
To hitch the world,
To taste the hospitality of people from over 190 countries,
To extend your thumb on the road from Lhasa to Katmnadu,
To leave your footprints on Road 40, on the southern Andes, between glaciers and lake,
To jump in the roof of the cargo train that crosses the Mauritanian desert…
The roads are there,
The cars are there,
The fantastic drivers are there.

It’s your choice .
You can stay working hard to buy a car.
But remember. You are a hitch-hiker
You are the owner of the totality of the cars.

Don’t dream it.
Dreaming is the first step.
And it will be only a dream until step 2:
When you realise that you actually deserve it.
The next step is trusting the universe:
(Everything happens for a reason, the universe always takes care of you)

And finally the third step: finding power.

As Kinga said:
“Every dream is given to us with the power to make it come true”

And remember,
Every untraveled road is an invitation to dance with a Godess.

Buenos caminos,
Juan Villarino
www.
acrobatoftheroad.com

Trainingslager: Safaritanten unterwegs

Bayreuth nach Hamburg? 600 Kilometer? Kein Problem! Ich kannte die Strecke, wusste die Schwierigkeiten (keine Raststätte auf der A70) und da die letzte Fahrt schon einige Wochen her war, freute ich mich auf ein wenig Abenteuer und Trainingslager.

Schön nach der Uni um 14 Uhr mit dem Bus zur Tankstelle an der Auffahrt zur A70 gefahren, von der ich Richtung A7 kommen wollte. Nur leider waren gerade alle Zapfsäulen gesperrt und der eh nicht so starke Andrang war überhaupt nicht mehr vorhanden. Also direkt an die Auffahrt in die pralle Sonne gestellt und Daumen raus. Aber sowas funktioniert bei den Oberfranken nicht. Also wieder zurück zur Tankstelle und – Freude – Zapfsäulen wieder bereit, Autos kamen auch und nach 10 Minuten wurde ich von zwei wortkargen Franken in ihrem Leitungsbautransporter neben den leeren Bierkästen mitgenommen. Das brachte mich zum Parkplatz vor Bamberg, immerhin mit WC, so dass ich auf nette Autofahrer hoffte, die bis zur A7 fahren würden. Leider war kein Auto zu sehen, nur fünf LKWs. Der letzte verstand dann auch mein Anliegen mitzufahren (vielleicht sollte ich doch noch einen Polnisch Kurs belegen?!) und fuhr sogar einen Umweg für mich, so dass er mich an der Raststätte Riedener Wald an der A7 rauslassen konnte. Super Sache, auch wenn halt ein wenig langsam.

So fuhren wir gemächlich die Autobahn entlang während der Wackel-Stinkfinger vor meiner Nase auf- und abwippte und ich mit dem Fahrer das Spanien – Deutschland Spiel analysierte. Die Verkehrsnachrichten brachten dann eine Vollsperrung der A70 direkt vor uns und ich lauschte gespannt den Funknachrichten der anderen LKW Fahrer. Könnte man ein Buch drüber schreiben…Nach ner guten Stunde gings dann auf einer Spur an dem verkohltem Fahrzeug vorbei und wir nahmen wieder Tempo auf. 🙂 Schwupps war ich auch schon auf der Raststätte, wechselte die Seite, da ich ja nach Norden musste und aus dieser Richtung gerade kam und stellte mich an die Tankstelle und fragte die Leute. Ein Herr würgte meine Frage ein wenig ab, fragte dann aber später doch noch nach, wohin ich wollte und ob ich stinken würde. Ähm, nein, ich hatte morgens noch geduscht. Er hatte auf jeden Fall neulich mal einen wohl riechenden Tramper eingesammelt, so dass das Auto noch 3 Tage später stank. Vielleicht hatte er sich deshalb ein neues Auto gekauft?! Er müsse den Wagen erstmal einfahren, da 2 Tage alt und erst 700km und könne nicht so schnell fahren. Ja, passt schon. 500 Meter nachdem wir auf der Autobahn waren, bereute ich meine Entscheidung. Blink! „Werkstatt, Motorschaden“ stand da auf dem Display. Hmm, Neuwagen. Nächster Parkplatz raus, Anruf beim Händler, „Elektronik evtl kaputt“, Auto aus, Auto an, wieder los, wieder Blink!, Parkplatz raus. Ich schaute schon nach einem anderen Auto, als sein Gesichtsausdruck sich veränderte. Der Groschen fiel langsam, aber er fiel. Neuwagen Diesel, alter Wagen Benziner…Schade, blöd gelaufen. Ich stand dann an irgendeiner Auffahrt, wo er mich dann rausgelassen hat und dann gings auch schnell. Raststätte Rhön, 10 Minuten gewartet bis ein junger Mann mich mit 200km/h mit nach Allertal nehmen konnte. Gute 400km, auf denen ich hin und wieder einnickte und belanglose Gespräche führte. Ein weiterer Herr fuhr mich dann ohne Probleme bis kurz vor Hamburg, wo meine Abholung schon wartete und mich nach Hause brachte. Um 21.30 Uhr hatte ich dann auch genug Abenteuer für den Tag.

Hanjo, vom Team Safaritanten

Trainingslager: das erste Mal

„Ich bin erfahrener Mitfahrgelegenheitsnutzer“, so habe ich mich in unserer Videobotschaft vorgestellt. Damit soll es jetzt ein für alle mal vorbei sein. Aus dem Mitfahrer soll ein Tramper werden! Also nichts leichter als das, trampe ich doch einfach mal von Dresden in meine Heimatstadt Eisenach. Zeit hatte ich mehr als genug und eine Mitfahrgelegenheit fuhr eh erst am späten Nachmittag. Den Tipp mit dem Hitch…dingsbums nahm ich auf die leichte Schulter, ich habe ja Freunde in Dresden, die sich auskennen. Dumm nur, dass ich mich auf den Rat von Freunden verlassen habe, die, wie ich, noch nie getrampt sind.

Da stand ich dann am Elbepark in Dresden und wollte gen Westen trampen, zunächst an einem amerikanischen Schnellimbiss, dann an der benachbarten Tanke und schließlich an der Autobahnauffahrt. Mutig hatte ich am Anfang „Erfurt“ auf meinen alten Pizzakarton geschrieben, reagieren aber wollte niemand. Das Problem war: Am Schnellimbiss wollte jeder nach Dresden oder in die andere Richtung und an der Auffahrt konnte man nur beschwerlich anhalten. Als mich die Polizei dann auch noch höflich von der direkten Auffahrt wegkomplimentierte, sank die Motivation zusehends. Die knallende Sonne tat ihr Übriges: Aus „Erfurt“ wurde „Hermsdorfer Kreuz“ und daraus schließlich die „A4“, an deren Auffahrt ich postiert war. Es verging Stunde um Stunde, ohne jegliche Aussicht auf Besserung. Nach knapp drei Stunden hatte ich die Schnauze voll und rief bei der Mitfahrgelegenheit an, die ich mir für den allergrößten Notfall rausgesucht hatte. „Leider schon voll“, war die niederschmetternde Antwort, die mich endgültig frustrierte. Aber nein, nur nicht aufgeben, ein Stunde wollte ich es noch versuchen. Und siehe da, keine fünf Minuten später hält hinter mir ein wunderschönes Cabrio. Zwar wollte der Fahrer nach Leipzig, aber völlig egal: Ich wollte nur noch weg hier. Und es war sagenhaft: Traumhaftes Sommerwetter und ich in einem Cabrio. Netterweise wurde ich dann noch extra bis kurz vor Chemnitz an einen Autohof gefahren. Der war zwar deutlich weniger stark frequentiert, als zunächst angenommen, doch schon nach ein paar Minuten nahm mich ein Student mit bis zum Rasthof Chemnitz. Einmal an der Autobahn, ging alles ganz schnell. Nachdem mich der nächste Cabrio-Fahrer noch überreden wollte, mit nach Hof zu fahren, traf ich einen Deutsch-Polen auf dem Rückweg nach Hessen. Und sein Weg ging, ich mochte es kaum glauben, direkt an meinem Heimatstädtchen Eisenach vorbei. So fanden sechs Stunden Abenteuer doch noch ihr positives Ende.

Das erste Blick zu Hause ging ins Internet: hitchwiki.org war die besagte Adresse. Der Elbepark aus Dresden war auch markiert, jedoch als ungünstigste Möglichkeit, um in Richtung Westen zu trampen. Was solls, Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen. Die 5 Euro fürs Phrasenschwein zahle ich gerne, denn schon eine Woche später klappte alles wie am Schnürchen. Wieder hatte es mich nach Dresden verschlagen, dieses Mal sollte es allerdings zurück nach Berlin gehen. Das Internet empfahl eine Tanke am Ortsausgang, und es sollte Recht behalten. Drei Minuten Wartezeit, eine angesprochene Person und schon saß ich im Auto direkt nach Berlin. Fast schon ein bisschen langweilig, wenn ich an mein erstes Abenteuer denke…

Zur Stasi-Akte getrampt

Marco vom Team Piggeldy&Frederick ließ uns diese Stasi-Akte zukommen, in der seine Mutter Mitte der 80er-Jahre beim Trampen in der DDR observiert wurde. Ein großartiges historisches Dokument!

Vielen Dank für die Zusendung!Über ähnliches Material freuen wir uns natürlich sehr!

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Auch in der DDR war Trampen weit verbreitet

Zehn Jahre mussten die Menschen in der DDR stellenweise auf ihren Trabant oder ihren Wartburg warten, für Studenten war das eigene Auto folglich ein Ding der Unmöglichkeit. Zug fahren war zwar bei weitem nicht so teuer wie heute (Studenten erhielten 75 % Rabatt), allerdings gab es oft nur sehr ungünstige Verbindungen mit langen Wartezeiten. Die beste und oft einzige Möglichkeit zu reisen hieß also trampen. Es war zwar viel weniger los auf den Straßen als heute, aber die Bereitschaft zum Mitnehmen dafür umso größer. Und der geringe Verkehr hatte auch einen Vorteil: Das Anhalten an einer Autobahnauffahrt war kein Problem. Gefahren gab es nur wenige, auch junge Frauen konnten problemlos alleine trampen. Weiterlesen

Ghosttramp Killah trainiert für das Tramprennen

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Vom Made in Germany Open Air zur Fusion. Die Welten der verschiedenen Festivals wollte ich überwinden mittels Trampen. Da ich mich schon auf das Tramprennen committet habe und mich auch schon darauf freue – allerdings keinerlei Erfahrung im Trampen in Europa habe – machte ich vom Made in Germany Open Air bei Stendal per Anhalter auf den Weg zur Galaxis Fusion. Von meinem netten Kollegen an der Autobahnauffahrt abgestellt, habe ich mir so gedacht: Typ, komma klar! Im Osten zu trampen mit einer Pauli Flagge, dümmer geht nimmer! Doch weit gefehlt der Osten hat sich mir nur durch Sonne und nette Menschen offenbart. Weiterlesen